BSVÖ im Fokus: Frauen. Recht. Behinderung. Lücken und Scheren.
Frauenrechte © BSVÖ
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Wie steht es um das selbstbestimmte Leben von Frauen weltweit? Welche Prognosen können abgegeben werden? Eine Bestandsaufnahme.
Weltfrauentag am 8. März 2025 und nicht allen ist zu feiern zumute. Auch wenn in den letzten Jahren und Jahrzehnten wichtige Fortschritte und Erfolge eingefahren werden konnten, was Chancengleichheit und Selbstbestimmung angeht, klafft nach wie vor eine enorme Lücke in der Gleichberechtigung. Frauen erfahren öfter Gewalt als Männer, sind weniger in Führungspositionen vertreten, leisten mehr Sorgearbeit und verdienen weniger.
Frauen mit Behinderungen sind zusätzlich durch Mehrfachbelastung und Mehrfachdiskriminierung betroffen.
Gewalterfahrungen
Am Weltfrauentag darf auch ein Umstand nicht vergessen werden, der besonders alarmierend ist: Frauen sind häufiger und regelmäßig von Gewalt betroffen. Sexualisierte Gewalt, physische, psychische und strukturelle Gewalt – sie kennt viele Gesichter. Für Frauen mit Behinderungen gilt das in erhöhtem Maße.
Studie zur Gewalterfahrung von Menschen mit Behinderungen
2024 wurden die Ergebnisse einer im Auftrag des deutschen Bundesfamilienministeriums und Bundesarbeitsministeriums durchgeführten Studie bekanntgegeben, in der Gewalterfahrungen in Werkstätten und Betreuungssituationen untersucht wurden. Die Auswertung der Befragung zeigt Folgendes:
- Mehr als ein Viertel der Werkstattbeschäftigten (26 Prozent) hat in den letzten drei Jahren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt, davon Frauen (37 Prozent) mehr als doppelt so häufig wie Männer (15 Prozent).
- Die Vernetzung mit externen Beratungs- und Unterstützungsangeboten wurde in allen untersuchten Werkstätten für behinderte Menschen als gering eingeschätzt.
- Männer sind in ambulanten und stationären Betreuungssettings häufiger von körperlichen Übergriffen betroffen (20 Prozent) als Frauen (13 Prozent), während Frauen häufiger sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt erleben.
- Es wurden Lücken im Hinblick auf das Empowerment der Betreuten selbst beschrieben. Insbesondere von Frauen wurde der Wunsch nach einem besseren Angebot an Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskursen geäußert.
Alle 10 Minuten ein Mord
Der UNODC Bericht des Office on Drugs and Crime vom 25. November 2024 berichtete, dass 60 Prozent der Femizide durch enge Bekannte oder Verwandte verbrochen wurden. 2023 wurden weltweit rund 85.000 Frauen ermordet – so die offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer wird höher vermutet. Wenn von 85.000 Morden ausgegangen wird, bedeutet dies, dass alle 10 Minuten einer Frau das Leben genommen wird.
Status Quo in Österreich
Auch in Österreich ist die gleichberechtigte und chancengleiche Gesellschaft noch nicht erreicht. Nach wie vor kommt es zu struktureller Benachteiligung und zu einem Ungleichgewicht zu Ungunsten der Frau in sehr vielen Lebensbereichen. Frauennothäuser. Frauenhilfseinrichtungen und Notfallsnummern für Frauen sind weiterhin notwendige Mittel zur Gewaltprävention.
Der BSVÖ setzt sich seit Jahren für die Rechte und Forderungen blinder und sehbehinderter Frauen ein und initiierte verschiedene Projekte zur Selbstermächtigung von Frauen mit Behinderungen. Auch für die Zukunft sind neue Projekte, Workshops und Kooperationen geplant. Erkundigen Sie sich auch bei Ihrer Landesorganisation nach spezifischer Beratung und nach Unterstützungen: www.bsv-austria.at
Weiterführende Links
Mythen der Barrierefreiheit: https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/2360/BSVOe-Auf-Frauen-mit-Behinderungen-wird-besonders-Acht-gegeben-Mythen-der-Barrierefreiheit-Teil-15