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BSVÖ im Fokus: Alles Walzer inklusiv! Walzerkönige und Csárdásfürstinnen

  • alles walzer © bsvö

Vor einem Jahr besuchte Daniel den Opernball und wurde vom ORF begleitet. Eine Ballnacht, die der leidenschaftliche Tänzer so schnell nicht vergessen würde. Heuer stehen andere Bälle am Ballkalender – denn Tanzen kann bekanntermaßen ein gutes Mittel für körperliches und geistiges Wohlfühlen werden; und das natürlich auch für blinde und sehbehinderte Tänzer:innen!

Daniel im Frack, begleitet von Maria-Theresia Maschke, der ehemaligen Leiterin des SOS-Kinderdorfes Moosburg am roten Teppich des Opernballs. Das übertrug der ORF in der langen Nacht des Opernballs 2024. Im Gespräch mit dem BSVÖ erzählte Daniel damals nach dem Ball: „Es war aufregend, aber auch sehr anstrengend. Mich erstaunt immer wieder, wie viel mehr Aufwand ein Fernsehbeitrag im Vergleich zu einer Radioaufzeichnung bedeutet. Beim Ball habe ich mir etwas schwer damit getan, ständig über die Stufen und durch die Menschenmassen geschleust zu werden. Mittlerweile verstehe ich aber, dass dies notwendig war, um die Problematik meiner Situation aufzuzeigen.“

Zum Punkt Barrierefreiheit fasste er zusammen: „Das Personal war stets sehr bemüht um uns. Außerdem hat man meiner Blindenschleife immer wieder Beachtung geschenkt und eine Gasse gebildet, damit wir leichter weiterkamen. Das Gebäude selbst hatte aber seine Herausforderungen. Es gab keine durchgehenden Geländer, die Stufen sind alle extrem schmal und die wenigen Lifte waren ständig überfüllt.“

Gemeinschaft und Teilhabe

Dass Tanzen eine positive Auswirkung auf Geist und Körper haben kann, zeigt sich nicht zuletzt in seiner ungebrochenen Popularität. Ob Disco, Club oder Teekränzchen mit Tanz im Senior:innenheim; die Bewegung in Verbindung mit sozialen Kontakten ist für viele eine wichtige Konstante, die den Alltag schöner macht. Der Aspekt des näheren Kontakts zu anderen Menschen ist nicht zu unterschätzen. Tanzveranstaltungen und auch Tanzschulen bieten so Orte und Momente der Teilhabe und der Zwischenmenschlichkeit.

Eins, zwei, drei, Wiegeschritt

Um an Tanzveranstaltungen eine gute Figur zu machen, besuchen viele vorab Tanzkurse. Daniel rät sogar dazu, als blinde oder sehbehinderte Tänzer:innen in spe nach Möglichkeiten Einzelunterricht zu nehmen: „Auch wenn es teurer ist sollte man am Anfang dringend Einzelunterricht nehmen. Die nötige Aufmerksamkeit für die Tanzpartnerin ist einfach nicht möglich, wenn man sich ständig darauf konzentrieren muss, niemandem auf die Füße zu steigen“, sagte er dazu.  

Die Tanzlehrer:innen sollten im besten Fall ein wenig Erfahrung im Umgang mit blinden und sehbehinderten Schüler:innen mitbringen und sich auf sie einlassen können. Und zu perfektionistisch sollten sie, laut Daniel, auch nicht sein: „Es geht hier nicht um spektakuläre Einlagen der Marke Dancing Stars, sondern um das Verschmelzen mit der Bewegung und der Tanzpartnerin.“

Tanzabend für alle

Ist man so weit, sich an die Öffentlichkeit zu trauen, sollte auch der Rahmen passen. Daniel, der schon viele Tanzabende und Bälle in den Füßen hat, weiß, wo die Herausforderungen für blinde und sehbehinderte Besucher:innen unter anderem liegen: „Leider gibt es bei vielen Tanzveranstaltungen kaum Sitzgelegenheiten. Ob diese vorhanden sind, sollte man dringend in Erfahrung bringen.“ Und auch die Wahl der Partner:innen ist nicht immer spontan möglich, so Daniel: „Ich weiß, dass die Verlockung groß ist, mit dem Vorsatz zum Ball zu gehen, nette Damen kennen zu lernen, indem man sie zum Tanzen auffordert. Das ist in den meisten Fällen aber einfach zu heikel, weil es ungeübte Personen überfordern kann, eine blinde oder stark sehbehinderte Person unfallfrei über eine volle Tanzfläche zu manövrieren. Die Tanzpartner:innen sollten also definitiv mitgebracht werden.“

Rezept für den perfekten Tanz

Daniel verrät im Gespräch mit dem BSVÖ auch seine Strategien für den idealen Tanzabend und die Wahl der Begleitung: „Einfach alle netten Personen im Bekanntenkreis fragen, ob sie als Begleitung zur Verfügung stehen würden“, meint der Kärntner. „Und daran denken, dass es komplett egal ist, wie perfekt die Tänze aussehen.!

Seine Konklusion: „Hauptsache, man hat gemeinsam Spaß!“

Tanzveranstaltungen jeder Art können zu Events der sozialen Teilhabe und Inklusion werden, wenn die Rahmenbedingungen passen und wenn auf die barrierefreie Zugänglichkeit geachtet wird. Dann gilt der Ausruf „Alles Walzer!“ auch tatsächlich für alle.

Weiterführende Links

Blind am Opernball mit Daniel:

https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/2108/BSVOe-So-war-es-den-Opernball-blind-zu-erleben

https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/2093/BSVOe-Sehen-und-Gesehenwerden-Opernball-einmal-anders

Tanzen und Gesundheit aus sportmedizinischer Sicht: https://www.tanzenhältgesund.at/wp-content/uploads/2019/01/Statement-Schobersberger-Wolf.pdf

Masterarbeit: The Power of Dance (Tanztherapie): https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/download/pdf/6982324

 

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