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BSVÖ: So war es, den Opernball blind zu erleben!

  • Opernball © bsvö

Kurz vor dem Ballereignis des Jahres haben wir mit dem Kärtner Daniel Miskulnig über den Opernball, über Frackproben am Küniglberg, den Baumeister und Barrierefreiheit gesprochen. Wie es dem blinden Daniel am Ballabend gegangen ist, lesen Sie hier.

So ein Ballbesuch muss gut geplant sein. Das beginnt beim Aussuchen der richtigen Garderobe (Frack für die Herren und langes Abendkleid für die Damen!) bis hin zum Auffrischen der Tanzschritte. Für Daniel, der als Experte für digitale Barrierefreiheit auch im BSV Kärnten aktiv ist, wurde ein gutes Stück der Planung durch den ORF übernommen. Wie es dazu kam, lesen Sie hier (https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/2093/BSVOe-Sehen-und-Gesehenwerden-Opernball-einmal-anders) nach. Das bedeutet aber nicht wenige Arbeit, ganz im Gegenteil! Für den ORF standen Daniel und seine Tanzpartnerin, die ehemalige Leiterin eines SOS-Kinderdorfes Maria-Theresia Maschke nämlich live vor der Kamera und berichteten vom Opernballtreiben. Dem Motto „Sehen und Gesehenwerden“ gab Daniel Miskulnig eine neue Drehung: wie ist es, als blinder Gast den Opernball in seiner Fülle, seinem Gedränge und seinem Luxus zu erleben? Was das alles mit Blattgoldkrapfen, durchgeschwitzten Fracks und entspannten Rückszugsräumen zu tun hat, erzählte uns Daniel.

 

BSVÖ: Schon vorab hast du dich mit dem Opernball beschäftigt, hast viel darüber gelesen und gehört: Hat er deine Erwartungen erfüllt?

 

Bis etwa 1:00 Uhr ja. Zwischen 1:00 und 5:00 Uhr früh war allerdings überraschend wenig los. Ich wusste übrigens nicht, dass es auch eine Schlusstradition gibt: Um 5:00 Uhr früh wird immer Ferdinand Raimunds „Brüderlein fein“ gespielt.
 

BSVÖ: Du und deine Tanzpartnerin Maria-Theresia Maschke seid also wirklich bis zum Schluss geblieben! Ihr hattet somit viele Stunden Zeit, die verschiedenen Räume, Traditionen und nicht zuletzt das kulinarische Angebot zu erkunden. Was hat dich dabei überrascht?

 

Wie gerammelt voll die Tanzfläche bei einer Veranstaltung mit derartig geschmalzenen Preisen ist. Oder dass es wirklich Leute gibt, die Blattgold essen. Ich wäre nie auf darauf gekommen, dass Krapfen Gold sein kann. Die Nussfüllung schmeckt übrigens nicht schlecht…
Es hat mich auch überrascht, dass es dermaßen geruchsneutral zugeht. Ich hatte fix damit gerechnet, dass die Damen sich in wandelnde Duftwolken verwandeln.

 

BSVÖ: Ihr hattet ja einen offiziellen Auftrag und durftet live im ORF vom Ball berichten! Wie war es für dich, vor der ORF-Kamera zu stehen und von der roten Stiege aus zu eröffnen? 

 

Es war aufregend, aber auch sehr anstrengend. Mich erstaunt immer wieder, wie viel mehr Aufwand ein Fernsehbeitrag im Vergleich zu einer Radioaufzeichnung bedeutet. Beim Ball habe ich mir etwas schwer damit getan ständig über die Stufen und durch die Menschenmassen geschleust zu werden. Mittlerweile verstehe ich aber, dass dies notwendig war, um die Problematik meiner Situation aufzuzeigen.

 

BSVÖ: Das letzte Mal hast du uns berichtet, dass du ein leidenschaftlicher Tänzer bist und dass du dich darauf freust, auf der Tanzfläche richtig Gas zu geben! Hast du mit vielen Tanzpartnerinnen getanzt? 

 

Das war leider nicht möglich. In dem Trubel waren alle auf sich selbst fokussiert und es wäre einfach zu mühsam gewesen, extra Leute aus der Menge zu fischen. Außerdem ist die Frage, ob es verantwortbar gewesen wäre, fremde Personen, die meine Situation nicht kennen, mit mir in diesen Wirbel zu schicken.

 

BSVÖ: Das klingt nach einem großen Durcheinander auf der Tanzfläche! Wenn du jetzt an den Ball zurückdenkst: Was war der schönste Moment des Abends?

 

Als die Musik zu spielen begonnen hat und ich dies auf einem bequemen Stuhl mit guter Akustik genießen konnte. Es gab einen eigenen Raum für Rollstuhlfahrer:innen in welchem das Geschehen aus dem großen Tanzsaal übertragen wurde. Dort konnten wir uns dazusetzen.

 

BSVÖ: Interessant, dass es einen eigenen Raum gibt, der für Rollstuhlfahrer:innen reserviert ist. Dort ein wenig zur Ruhe zu kommen, war für dich bestimmt eine angenehme Abwechslung. Aber was war der anstrengendste Moment des Abends?

 

Das war, als ich kurz vor 1:00 Uhr früh gebeten wurde, Maria Theresia eine Rose zu überreichen. Wir waren da alle schon extrem geschafft, aber mussten trotzdem noch rumprobieren und wiederholen, bis die Einstellung für den Kameramann gepasst hat.

 

BSVÖ: In puncto Barrierefreiheit: Was, würdest du sagen, hat gut funktioniert und wo besteht noch Verbesserungspotential?

 

Das Personal war stets sehr bemüht um uns. Außerdem hat man meiner Blindenschleife immer wieder Beachtung geschenkt und eine Gasse gebildet damit wir leichter weiterkamen. Das Gebäude selbst hatte aber seine Herausforderungen. Es gab keine durchgehenden Geländer, die Stufen sind alle extrem schmal und die wenigen Lifte waren ständig überfüllt.

 

BSVÖ: Die Staatsoper wurde 1869 fertiggestellt und hat als historisches Gebäude bestimmt viele Tücken, was bauliche Barrierefreiheit angeht. Was möchtest du den Organisator:innen des Balles für die Planung des Opernballs 2025 mitgeben? 

 

Zunächst möchte ich mich bei Ihnen für das bemühte und stets freundliche Personal bedanken!

Auch der Raum mit Sitzgelegenheiten, in welchen das Geschehen aus dem großen Tanzsaal übertragen wurde, war eine wunderbare Sache!

Für nächstes Jahr würde ich die Veranstalter:innen bitten, darüber nachzudenken, ob man die Wege etwas zugänglicher gestalten kann. Es wäre zu überlegen, ob man durchgängige Geländer anbringen könne. Und ob es eine Beschränkung der Personenzahl gibt und nicht so viele Menschen auf einmal in die Oper eingelassen werden.
Außerdem würde ich anregen, darüber nachzudenken, ob man die Frackpflicht nicht aus hygienischen Gründen etwas lockern könnte. Laut Vorschrift muss der komplette Frack während der gesamten Veranstaltung getragen werden. Da sind bei fleißigen Tänzern Erschöpfung und Schweißflecken garantiert. Als diese Regeln eingeführt wurden, war Hygiene noch nicht so ein Kriterium wie heute. Aber ich denke, mittlerweile müsste es möglich sein, Sauberkeit und nicht zuletzt das eigene Wohlfühlen über die Tradition zu stellen!

 

BSVÖ: Danke für deine Eindrücke vom Ball! Eine Frage hätten wir nun noch: Wird es dein letzter Opernball gewesen sein, oder freust du dich schon auf das nächste Mal, wenn es heißt: Alles Walzer!

 

Ich gehe mal davon aus, das ich die kommenden Opernbälle auf der Couch vor dem Fernseher verbringen werde. Allerdings könnte es durchaus noch ein zweites Mal geben. Ich bin noch auf der Suche nach meinem Traumfrau. Und sollte ich eines Tages wirklich meine Prinzessin finden würde ich gerne mit ihr auf den Opernball zurückkommen....

 

Weiterführend

ORF-Bericht: https://orf.at/av/video/tvthekVideo19282 (zeitlich begrenzt vrefügbar)

BSVÖ: Sehen und Gesehenwerden. Opernball einmal anders: (https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/2093/BSVOe-Sehen-und-Gesehenwerden-Opernball-einmal-anders)

 

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