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BSVÖ: Für die Augen und die Ohren – Über den Mehrwert des Hörfilms

  • Audiodeskription Symbol © gemeinfrei

Der Begriff Zweitonkanal ist vielen TV-Nutzenden ein Begriff. Dahinter verbirgt sich eine analoge Technik, bei der zum gleichen Bild unabhängige Audiokanäle ausgestrahlt werden können. Für blinde und sehbehinderte Menschen hat der Zweitonkanal eine besondere Bedeutung: bei Programmen mit Audiodeskription und beim Hörfilm wird hier nämlich erzählt, was geschieht!

Ein Kommentar zum Geschehen

Ob live oder durchdacht und mit langer Vorlaufzeit geplant – akustische Bildbeschreibung ist notwendig, damit blinde und sehbehinderte Menschen visuellen Medien wie etwa Film und TV-Programmen lückenlos folgen zu können. Fehlt die zusätzliche Tonspur fehlen über weite Strecken auch wichtige Hinweise auf das, was soeben vor sich geht.

Stellen Sie sich vor, Sie schauen einen Krimi. Der potentielle Mörder stellt seinem Opfer lautlos nach, pirscht ohne ein Geräusch zu machen um die Ecke und schlägt zu. Was zu hören ist: leises Sohlenknirschen auf Asphalt, ein dumpfer Schlag, Gerangel, schnelles Atmen, schwere Schritte. Nur mit der Tonspur bleiben viele Fragen offen. Was genau hat sich zugetragen? Ist das Opfer entkommen? Und natürlich: wer ist der Mörder?

 Eine gut gemachte Audiospur füllt die Bildlücken mit Information für jene, die dem Medium in erster Linie auf auditiver Ebene folgen und kann ganze Welten eröffnen. Während Live-Audiodeskription Sportveranstaltungen oder große Events kommentiert und wichtige Infos gibt, macht der Hörfilm die Kür der akustischen Bildbeschreibung aus. Hier werden wahre Kunstwerke geschaffen.

Mehr Infos, mehr Unterhaltung

In Österreich verbessert sich die Lage barrierefreien Fernsehens nur langsam und auch die Aussicht auf die nahe Zukunft lässt nur wenig Hoffnung, dass es bald zu einer flächendeckenden Audiodeskription kommt. Trotz eines Mediengesetzes, das auf Barrierefreiheit pocht, müssen etwa nicht alle Privatsender auch wirklich aktiv um einen Ausbau des barrierefreien Programms bemühen. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich fordert für die gleichberechtigte Teilhabe aller Nutzenden und gegen die Exklusion, die durch fehlende akustische Bildbeschreibungen entsteht, den Einsatz aller Mediendienste. Die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises setzt ein Zeichen für qualitätsvoll bereitete Inklusion, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Hörfilmpreis 2022

Damit gut gemachte Hörfilme auch die Lorbeeren einfahren können, die sie verdienen, wird jährlich der Deutsche Hörfilmpreis verliehen. Heuer war es nach längerer Pause wieder live und mit Gala soweit.

Die Gewinnerfilme

Nominierungen Kategorie Kino:

– Der Rausch (Dänemark, Schweden, Niederlande 2020, Regie: Thomas Vinterberg) eingereicht von Kinoblindgänger und Weltkino Filmverleih

Kategorie TV/Mediatheken/Streaming:

– Lieber Thomas (Deutschland 2021, Regie: Andreas Kleinert) eingereicht von Zeitsprung Pictures

Kategorie Dokumentation:

– Tunnel der Freiheit (Deutschland 2021, Regie: Marcus Vetter) eingereicht von Filmperspektive

Kategorie Kinder- und Jugendfilm:

– Ein Känguru wie du (Deutschland 2021, Regie: Jürgen Egenolf, Dietmar Kremer) eingereicht vom ZDF

Kategorie Filmerbe:

– The Million Dollar Hotel (Deutschland 2000, Regie: Wim Wenders) eingereicht von Wim Wenders Stiftung

Weiterführende Links

Deutscher Hörfilmpreis 2022: https://deutscher-hoerfilmpreis.de/hoerfilmpreis-2022.html

BSVÖ Artikel: „Audiovisuelle Mediendienste- Verpflichtung zu kontinuierlich mehr Barrierefreiheit“: https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/1037/Audiovisuelle-Mediendienste

BSVÖ Artikel: „Audiovisuelle Mediendienste sollen barrierefrei werden“: https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/967/Audiovisuelle-Mediendienste-sollen-barrierefrei-werden

                                    

 

 

 

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