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Brailleschrift

Lesen mit den Fingern

  • Brailleschrift © bsvt corbis

Louis Braille (1809-1852), der selbst mit drei Jahren erblindet ist, hat im Alter von sechzehn Jahren die tastbare Punktschrift erfunden, die blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen bis heute den Zugang zu Literatur und Bildung und damit zu einem selbstbestimmten Leben ermöglicht.

Basis für die Brailleschrift ist ein Raster aus sechs erhabenen Punkten, angeordnet in zwei nebeneinanderliegenden Reihen mit je drei Punkten. Vertiefte Punkte wären nicht tastbar. Durch die unterschiedliche Anordnung der Punkte innerhalb dieses Rasters können alle Buchstaben, Buchstabenkombinationen, Zahlen und Zusatzzeichen dargestellt werden. Erfahrene Braille-Leser können etwa 100 Wörter pro Minute lesen. Das ist in etwa ein Drittel bis die Hälfte der Lesegeschwindigkeit von sehenden Lesern.

Mit speziellen Schreibmaschinen oder kleinen Stanz-Schablonen ist es möglich, sich auch selbst unterwegs, beispielsweise bei Besprechungen, kurze Notizen in Brailleschrift zu machen. Ein weiterer wesentlicher Einsatzbereich im Zusammenhang mit moderner Technik ist die Braillezeile. Sie wird an den Computer angeschlossen und gibt Texte am Bildschirm tastbar wieder. Da bei der Arbeit mit dem Computer oft mehr Zeichen erforderlich sind, als sich aus sechs Punktpositionen kombinieren lassen, enthält das sogenannte Computerbraille in den vertikalen Reihen je einen Punkt mehr, besteht also aus zwei nebeneinanderliegenden vertikalen Reihen aus je vier Punkten.

Je nach Sprache oder Fachsprache haben gleiche Punktkombinationen unterschiedliche Bedeutungen. Beispielsweise gibt es spezielle Schriften für Chemie, Mathematik und Musiknoten.

Für jene Personen, die sie lesen können, ist die Brailleschrift ein unersetzliches und sehr wichtiges Werkzeug. Man sollte allerdings vor allem beim Einsatz von taktiler Schrift im öffentlichen Raum (z.B. bei Informationsschildern auf Handläufen) immer berücksichtigen, dass es viele blinde oder hochgradige sehbehinderte Menschen gibt, die keine Brailleschrift lesen können. Das hat vor allem damit zu tun, dass viele Menschen zum Beispiel aufgrund von Erkrankungen erst in einem Alter erblinden, in dem das Erlernen deutlich schwieriger ist. Außerdem gehen solche Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes, oft mit einer verminderten Sensibilität in den Fingerspitzen einher, die schon das Tasten an sich erschwert. Für diese Personengruppe sollten tastbare Informationen in Form von erhabener Normalschrift bzw. einfach erfassbaren Symbolen verfügbar gemacht werden. Außerdem bieten hörbare Informationen eine gute Alternative.

Die Brailleschriftkommission des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich unter der Leitung von OStR Prof. Mag. Erich Schmid setzt sich laufend mit der Implementierung und Weiterentwicklung von Brailleschrift auseinander.

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