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19 Punkte für einen inklusiven Umgang mit der Corona Krise

Ein Aufruf der Weltblindenunion, der die zentralen Punkte für einen inklusiven Umgang mit der Pandemie abdeckt, gerichtet an lokale und nationale Regierungen weltweit. Die Punkte werden laufend ergänzt.

Partizipation und Inklusion

1. Wir rufen alle Regierungen dazu auf, inklusive Covid-19 Krisenstäbe einzurichten, in denen auch blinde und sehbehinderte Menschen und deren Organisationen vertreten sind, um die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen sichtbar zu machen und um Input für die Umsetzung inklusiver Pläne und Strategien zu erhalten.

Zugang zu Informationen

2. Wir rufen alle Regierungen sowie lokale und nationale Agenturen dazu auf, Informationen betreffend der Corona Krise in barrierefreien Formaten zur Verfügung zu stellen, also in Großdruck, in taktiler Form, in barrierefreier Multimediaform sowie schriftlich, akustisch und in einfacher Sprache. Zusätzlich dazu rufen wir alle Nachrichtenagenturen und Massenmedien dazu auf, sicherzustellen, dass Informationen und Meldungen bezüglich Covid-19 barrierefrei zugänglich für alle Menschen mit Behinderungen, inklusive für blinde und sehbehinderte Personen, sind.

3. Wir fordern von Regierungen, lokalen und nationalen Autoritäten kostenlose Hotlines einzurichten, über die blinde und sehbehinderte Personen Zugang zu relevanten öffentlichen Informationen und Hilfe in Notsituationen erhalten.

Gewalt gegen blinde und sehbehinderte Frauen und Mädchen

4. Da Frauen und Mädchen mit Behinderungen am Stärksten dem Risiko von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch aufgrund der Isolation und der Notwendigkeit zur sozialen Distanz ausgesetzt sind, rufen wir lokale und nationale Exekutivorgane, Menschenrechtsorganisationen und zivilgesellschaftliche Einrichtungen die im Bereich geschlechterbasierte Gewalt tätig sind, dazu auf, angemessene Maßnahmen für die Prävention aller Formen von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch gegenüber Frauen und Mädchen mit Behinderungen zu setzen, inklusive adäquater Formen geschlechter- und alterssensibler Hilfe und Unterstützung für blinde und sehbehindert Frauen und Mädchen sowie den Zugang zu kostenlosen Hotlines und Dienstleistungen.

5. Wir rufen Regierungen, lokale und nationale Autoritäten dazu auf, sicherzustellen, dass angemessene und effektive Maßnahmen getroffen werden, um Vorfälle von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen, inklusive Frauen und Mädchen mit Blindheit und Sehbehinderung, zu identifizieren und zu verhindern bzw. einzuschreiten.

6. Wir fordern von Regierungen, angemessene Vorkehrungen und Hilfestellungen für blinde und sehbehinderte Frauen und Mädchen zur Verfügung zu stellen, die Aufgaben der täglichen Versorgung zu leisten haben wie Kinderbetreuung, Kochen, Haushalt, etc. 

Notfallmaßnahmen

7. Wir rufen alle lokalen und nationalen Regierungen dazu auf, inklusive Notfallmaßnahmenprogramme einzusetzen, welche die Bedürfnisse aller Menschen mit Behinderungen, inklusive der besonderen Bedürfnisse von blinden und sehbehinderten Personen, sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum, in indigenen Gemeinschaften und von Obdachlosen, berücksichtigen.

8. Wir drängen Regierungen und Nothilfeeinrichtungen, sicherzustellen, dass Soforthilfemaßnahmen in Notfällen, inklusive finanzielle Soforthilfe, Registrierung und Antragsformulare für derartige Maßnahmen, vollständig barrierefrei für blinde und sehbehinderte Menschen aufbereitet werden.

9. Wir drängen Regierungen, lokale und nationale Autoritäten, zusätzliche Finanzhilfen für Personen zur Verfügung zu stellen, die blinden oder sehbehinderten Menschen assistieren oder diese pflegen.

10. Wir rufen nationale und lokale Regierungen dazu auf, blinde und sehbehinderte Personen und deren engste Familienmitglieder von Einkommenssteuern zu befreien, um ihnen die Finanzierung ihrer basalen Bedürfnisse zu erleichtern.

11. Wir rufen Regierungen dazu auf, Zuschüsse aufgrund von Behinderungen zu erhöhen oder andere Formen der finanziellen Unterstützung für den Zeitraum der Pandemie einzuführen.

12. Wir rufen Regierungen und Nothilfeeinrichtungen dazu auf, sicherzustellen, dass Personen mit Behinderungen, inklusive blinde und sehbehinderte Menschen, hohe Priorität im Fall von Evakuierungsmaßnahmen und Notfallhilfe bekommen.

Einkäufe und Versorgung

13. Wir drängen alle Einzelhandelsketten, Supermärkte, Apotheken und andere Geschäfte des täglichen Bedarfs, sicherzustellen, dass online Shopping barrierefrei auch für blinde und sehbehinderte Personen nutzbar ist. Wir raten auch dazu, dass Personen mit Behinderungen Priorität bei Lieferungen eingeräumt wird. In Fällen, in denen online Shopping nicht möglich ist, raten wir Unternehmen dazu, spezielle Hotlines einzurichten, über welche Menschen mit Behinderungen bestellen können.

14. Wir drängen Unternehmen darauf, eigene Einkaufszeiten für blinde und sehbehinderte Einkäuferinnen und Einkäufer einzurichten.

15. Personen, welche blinden und sehbehinderten Personen in Geschäften assistieren, empfehlen wir, soziale Distanz zu halten und verbale Instruktionen zu geben.

Bildung

16.  Wir rufen die Bildungsministerien dazu auf, barrierefreies E-Learning einzurichten, damit auch blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler oder deren blinde und sehbehinderte Eltern die Lernmaterialen nutzen können.

Gesundheit

17. Wir rufen Regierungen und Gesundheitsdienstleister dazu auf, barrierefreie Gesundheitsversorgung für alle Menschen, inklusive für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit, bereitzustellen.

Beschäftigung

18.  Wir empfehlen Regierungen, dem privaten Sektor und NGOs, angemessene Vorkehrungen zu treffen, um das Arbeiten im Homeoffice für Menschen mit Behinderungen möglich zu machen.

19. Wir fordern lokale und nationale Regierungen dazu auf, Anreize für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu schaffen, ihre Angestellten weiter zu beschäftigen, insbesondere jene mit Behinderungen, die einem größeren Risiko ausgesetzt sind, ihre Stelle zu verlieren.

Quelle: WBU

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