Am 23. April ist Welttag des Buches
Barrierefreier Zugang zu Publikationen weiterhin keine Selbstverständlichkeit
Der Marrakesch-Vertrag ist für blinde und sehbehinderte Personen weltweit signifikant, weil er gegen den „Book Famine“ also gegen die Unterversorgung barrierefreier Werke eingesetzt werden soll. Weniger als 10% der publizierten Werke werden auch tatsächlich in barrierefreie Form (etwa im Großdruck, im Braille- oder DAISY-Format) umgewandelt. In Entwicklungsländern fallen die Zahlen auf unter 1%. Vor allem in Afrika ist schwer betroffen. Für 2017 wählte die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) Conakry, die Hauptstadt Guineas, zur Welthauptstadt des Buches.
Im September 2016 wurde der Marrakesch-Vertrag, der grundlegend für die Verbreitung barrierefreier Publikationen und somit für den Zugang zu Literatur und Informationen ist, zu internationalem Recht.
Maryanne Diamond, ehemalige Präsidentin der WBU (Word Blind Organisation) und Vorsitzende der „Right to Read Campaign“ meinte dazu: „Der Marrakesch-Vertrag ist eine wichtige Errungenschaft für blinde und sehbehinderte Menschen, vor allem in Entwicklungsländern. Wenn der Vertrag ratifiziert wird, werden Millionen an Werken, die bisher unzugänglich waren, endlich barrierefrei verbreitet werden können.“
Der Vertrag wird den Zugang zu Publikationen auf zwei wichtige Arten erleichtern: Erstens werden „autorisierte Einheiten“ wie etwa Blinden- und Sehbehindertenorganisationen und Büchereien befähigt, Publikationen für den nicht-profitorientierten Gebrauch einfacher barrierefrei aufzuarbeiten. Zweitens ist es autorisierten Einheiten erlaubt, Bücher und andere barrierefreie Werke und Materialien grenzüberschreitend zu teilen. So können Länder mit größerem Bestand auch jene Länder mitversorgen, in denen der Book Famine ein großes Problem ist.
Noch sind nicht alle überzeugt...
Für 2016 war das Ziel der Weltblindenunion und weltweiter Blinden- und Sehbehindertenorganisationen, dass der Vertrag von Marrakesch in Kraft tritt, was auch gelang. Der Fokus liegt jetzt darauf, für die zeitnahe und effektive Implementierung des Vertrags einzutreten und auch jene Länder von der Ratifizierung zu überzeugen, die sich bisher noch nicht beteiligt haben.
Die Vertrag von Marrakesch beinhaltet Auflagen können unterschiedlich ausgelegt werden, was im Endeffekt zu einer ungleichen Umsetzung führen könnte. Um Ländern die Implementierung zu erleichtern hat die Weltblindenunion Leitlinien zum Vertrag von Marrakesch zusammengestellt.
Die Weltblindenunion und auch der Blinden- und Sehbehindertenverband als ihre Partnerorganisation fordern Regierungen weltweit dazu auf, durch die Ratifizierung des Vertrags die Rechte blinder und sehbehinderter Menschen auf kulturelle Teilhabe und Information zu respektieren und zu unterstützen.
Der Leitfaden, der durch Oxford University Press publiziert wurde, wurde von der Weltblindenunion dankbarer Weise zugänglich gemacht und kann in englischer Sprache am Ende des Artikels heruntergeladen werden.