Universitätsvortrag über Seheinschränkungen und Shared Space
Präsident Dr. Markus Wolf spricht zu Studenten an der technischen Universität Wien
Markus Wolf © bsvö
Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverband Dr. Markus Wolf vor Studenten in einem Hörsaal der technischen Universität Wien.
Am 3. Mai 2017 bekamen Studenten der technischen Universität Wien eine besondere Lehreinheit zum Thema Blindheit und Seheinschränkung. Verbandspräsident Dr. Markus Wolf hielt seinen Termin der Ringvorlesung "Aktive Mobilität - Radfahren und Gehen in der Stadt" der Fakultät für Bauingenieurswesen über Seheinschränkungen und Shared Space und erzählte aus erster Hand, wie mit Begegnungszonen umgegangen werden kann.
In einer Stadtplanung die sich fernab traditioneller Muster bewegt, sind Begriffe wie "shared space" (also Straßenraum, der großteils ohne Verkehrszeichen und Linienführungen auskommen soll, weil die Grundlage des Fortbewegung aller Teilnehmenden auf gegenseitiger Rücksichtnahme basiert) und der innovative Einsatz von Technologien keine Seltenheit.
Dass Hochglanzdesign allerdings nicht immer mit den Grundlagen der Barrierefreiheit d'accord geht und dass Planungsphilosophie, die auf ein sich selbst regelndes Verkehrsaufkommen setzen, vor allem für blinde und sehbehinderte Menschen nicht immer von Vorteil sind, betonte Markus Wolf in seinem Vortrag. Vor allem in Begegnungszonen sei das Risiko, als blinder oder sehbehinderter Verkehrsteilnehmer herannahende Fahrzeuge nicht oder erst zu spät wahrzunehmen oder selbst übersehen zu werden, besonders groß. "Ein Großteil der Kommunikation besteht in solcherlei Verkehrsflächen im Augenkontakt. Passanten schätzen Entfernung und Geschwindigkeit mit einem Blick ab, Ausweichmanöver lassen sich durch stille Absprache mittels Augenkontakt dirigieren. Blinde oder sehbehinderte Menschen sind hier also klar im Nachteil", so Dr. Wolf.
Ansetzen bei den Architekten und Bauingenieuren der Zukunft
Damit zukünftige Städteplaner einen Einblick in die Bedürfnisse individueller Gruppen bekommen und damit bei neuen Projekte die Barrierefreiheit schon zu Beginn mitgedacht wird, ist die Kommunikation und der Informationsaustausch mit Betroffenen und mit Expertenstellen wichtig und notwendig.
Das BSVÖ-eigene Referat für Barrierefreiheit etwa kann in Planungsfragen seine qualifizierte Expertise beisteuern, damit Fehlerbehebung im Nachhinein vermieden wird.
"Wenn Straßenplanung Barrierefreiheit umsetzt, so ist dies für alle Teilnehmenden von Vorteil", sagt Markus Wolf. "Während sie für 10% der Nutzer essentiell und für 40% konfortabel ist, können 100% von ihr profitieren."