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BSVÖ Fokus: Sinn-Voll. Hören mit Sehbehinderung.

  • Sinnvoll © BSVÖ

Wer nichts sieht, der muss gut hören. Es ist einer der größten Mythen rund um Blindheit und Sehbehinderung: Menschen, die kaum und nichts sehen, würden besonders gut hören. Aber stimmt das wirklich? Entwickelt sich eine Art Supergehör, wenn der visuelle Sinn wenige wird oder ganz wegfällt? Für alle, die es wissen wollen, gibt es jetzt was auf die Ohren!

Um gleich alle Zweifel aus dem Weg zu räumen: nein, durch Sehverlust schärft sich das Gehör eines Menschen in der Regel nicht durch Zauberhand. Dennoch: wer sich nicht primär visuell orientiert, muss neue Wege finden, sich durch den Alltag zu navigieren und wird sich hierbei natürlich verstärkt auf seine restlichen Sinne verlassen. Das Hören spielt in diesem Fall eine besonders große Rolle: es erschließt Informationen über die Umgebung und die konkrete Situation, in der man sich befindet.

Hören blinde und sehbehinderte Menschen besser? Nicht zwingend. Aber weil sich die Aufmerksamkeit auf das Hören konzentriert, kann für Außenstehende schnell der Anschein entstehen, der Hörsinn hätte sich von selbst verbessert. Der Hintergrund aber ist viel eher, dass durch einen Fokus auf das Hören das Gehör geschult wird. Das hilft, Gefahrsituationen wie etwa ein herannahendes Fahrzeug zu erkennen, Distanzen abzuschätzen, Stimmen einzuordnen und sich in Räumen zu orientieren.

Geräuscharmut = Informationsarmut

Wer sich auf sein Gehör verlässt, ist darauf angewiesen, Signale seiner Umwelt und Informationen auch in hörbarer Form wahrnehmen zu können. Geräuscharme Fahrzeuge sind dementsprechend problematisch. Vor allem, wenn sie an Orten anzutreffen sind, an denen sie nicht vermutet werden – etwa auf Gehwegen, in Begegnungszonen oder auch auf Parkflächen. Aber auch „stille“ Information ist ein Problem, wenn blinde und sehbehinderte Menschen auf sie angewiesen sind. Ampeln, die nur durch Lichtsignale ein sicheres Queren anzeigen, Information, die nur in nicht tastbarem und analogem Text ausgegeben wird, rein visuelle Informationen auf Touchscreens – all das ist für blinde und stark sehbehinderte Menschen nicht und nicht genügend wahrnehmbar.

Hörbach machen, Teilhabe ermöglichen

Wenn Information auch hörbar gemacht wird, ist sie für blinde und sehbehinderte Menschen, die keine Hörbehinderung haben, in der Regel wahrnehmbar. Der auditive Gehalt sollte also immer mitgedacht werden, wenn Information barrierefrei zur Verfügung gestellt wird. Das gilt in allen Bereichen der gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Teilhabe.

Audiodeskription

Audiodeskription ist ein Verfahren, das Information über den visuellen Aspekt hinaus auch hörbar macht. Ob Hörfilm, Hörsendung, Theaterstück oder Live-Audiokommentar. Audiodeskription wandelt visuelle Information in Worte, beschreibt, was vor sich geht und erschließt so Inhalte. Der Ausbau von Audiodeskription in Film, Fernsehen und im Kulturbereich ist ein wichtiges Anliegen des BSVÖ. Sie ermöglicht Teilhabe und gemeinsame sozialkulturelle Erlebnisse.

Lesen lassen

Das Hörerlebnis spielt auch rund um den Literaturhunger eine große Rolle. In vielen Ländern der Welt gibt es nicht genügend barrierefreie Literatur und kaum Lern- und Lehrmaterial in auditiver Form. Das führt zu schlechteren Chancen auf Alphabetisierung unter blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen. Die Hörbücherei des BSVÖ ist die größte Hörbücherei des Landes. Sie versorgt blinde und sehbehinderte Menschen und all jene, die keine konventionellen Bücher lesen können mit barrierefreiem Lesestoff.  Hier geht’s zur Hörbücherei: www.hoerbuecherei.at

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