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Nachruf: Margot Ganser-Skofic Theaterdirektorin, Schauspielerin, Sprecherin der Hörbücherei

  • Margot Ganser-Skofic. © bsvö/Hörbücherei/privat

Der BSVÖ und die Hörbücherei des BSVÖ trauern um Margot Ganser-Skofic. Als eine ihrer großen Stimmen hatte die Theaterdirektorin und Schauspielerin über Jahre hinweg dazu beigetragen, dass barrierefreie Bücher zum Lese- und Hörgenuss werden. Ein Nachruf auf die Grand Dame.

Feine Person mit Löwenstimme - Margot Ganser-Skofic Theaterdirektorin, Schauspielerin, Sprecherin

"Die Leute machen sich Gedanken darüber, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Egal was drinnen ist, ich trinke es aus!“ bekräftigt die resolute Sophia Petrillo in den „Golden Girls“. Genauso könnte das Lebensmotto von Margot Ganser-Skofic gelautet haben. Egal was ihr das Leben vor die Füße warf, sie packte es an und erledigte es: eine Ausbildung neben einem Vollzeitjob, ein Theater gründen und es im Grunde allein managen, alleinerziehende Mutter sein, im Beruf erfolgreich sein und eine Krankheit besiegen. All das tat sie. Auf der Bühne spielte sie die resolute Sophia Petrillo aus Sizilien, Mephisto und Helena oder Kafkas Grete Samsa. Im ORF einen Clown in AmDamDes, die Freundin von Hans Holt in „Die liebe Familie“, etc. Sie spielte in Stücken von Büchner, Tschechow, Christopher Marlowe, Jura Soyfer, Strindberg, Schiller, Nestroy, Horvath, Brecht, etc., ein unglaubliches Repertoire.

 
Als junge Frau verdiente die zarte, kleine Wienerin tags ihren Unterhalt im Reisebüro Cosmos und machte abends ihre Schauspiel-Ausbildung. Dann gründete sie mit ihrem Mann 1964 das Kellertheater „Theater am Belvedere“, das sie als Co Direktorin mitbetrieb! Neben ihren allabendlichen Auftritten war sie Kartenverkäuferin und -abreißerin, Putzfrau, Administratorin und als PR-Frau lief sie untertags durch die Stadt, um Photos der Schauspieler und Aufführungen in Agenturen und Zeitungsredaktionen zu bringen.  Der junge Wirbelwind war die Seele des Theaters und hielt die gutgeölte Maschine am Laufen. In den Rollen bewies sie ihr vielfältiges Talent (sie spielt Helena und Luzifer im selben Stück („Dr. Faustus“ mit Gunter Verdin). Als sie ihr Kind bekam, beendete dies 1969 ihre Karriere an diesem Theater. Geschieden brachte sie sich und ihr Kind allein durch. Spontan bewarb sie sich im Funkhaus in der Argentinierstraße und las aus Ermangelung an mitgebrachter Lektüre aus dem Telephonbuch Probe, und das so gut, dass sie ab sofort im Radio und im ORF-Fernsehstudio am Küniglberg seit 1974 fixer Bestandteil des Sprecher-/Schauspieler-Teams war, bei Hörspielen, Literatursendungen, Synchronisation, etc. Überdies arbeitete sie auch am Burgtheater, im Theater der Jugend, Stadttheater Baden, etc.

 

Als „liebevolle, typische italienische Mama“  und herzlichen Familienmensch hatte sie ihre Tante Gina Lollobrigida-Skofic in Erinnerung, auch bei deren Besuch 1957 in Wien, im Parkhotel Schönbrunn, wo die ca. 15jährige Margot Skofic statt der Lollo vor die Fans treten soll, jedoch aufgrund des tobenden Trubels sich gleich wieder zurückzieht. 1)  Die Schüchternheit überwindet sie später, in ihren Rollen überzeugt sie so sehr, dass das Publikum sie nicht erkennt, wenn sie Bösewichte spielt (z.B. Mephisto oder die „grausliche“ Mutter in Felix Mitterers „Kein Platz für Idioten“). 


Der Hörbücherei war sie seit den 90ern treue Sprecherin. Das Lesen für eine gute Sache lag ihr besonders am Herzen, für ihr Engagement erhielt sie die Ehrennadel der Hörbücherei! Für Frau Skofic Regie zu machen, war ein Vergnügen, erstens hatte man kaum etwas zu tun, weil sie fehlerfrei las, und zweitens schlüpfte sie gekonnt in jede Rolle, sodass die Studio-Arbeit zum Hörgenuss wurde! Besonders gerne las sie überdies Sagen, wie sie einmal verriet, nahm die Rolle der mythischen Wesen an und erzählte aus einer anderen Zeit. Bei all ihrem Erfolg blieb sie stets auf dem Boden, sie war immer herzlich, guter Laune, positiv in die Zukunft blickend und konnte auch zuhören. 


„Merk Dir, das ist alles nur Theater!“ sagte sie einmal. So hielt sie von Schönheits-OPs und zu bewegungslosen, erstarrten Gesichtern gar nichts, ihre Natürlichkeit gab ihr Recht, als  sie 2022 und 2024 als vife, resolute Sophia in den „Golden Girls“ im Theater am Kai schon allein mit dem Heben einer Augenbraue das Publikum zu herzlichen Lachern hinriss. 


Die Theatergründerin und -managerin, Schauspielerin, Hörbücherei-Sprecherin hätte noch viel mehr Rampenlicht verdient! Ihr Verve und ihre Durchsetzungskraft machten sie zu einer grandiosen Schauspielerin, dabei blieb sie als Mensch bescheiden, herzlich und natürlich. Nun ist sie von uns gegangen. Liebe, liebe Frau Skofic, wir bedanken uns bei Ihnen für die wunderbare Zusammenarbeit, wir vermissen Sie!     

Mag. Gertrud Guano

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