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BSVÖ im Fokus: Alles Walzer inklusive! Ballnacht barrierefrei?

  • alles walzer © bsvö

Eng, warm und voller Musik: Ballabende erfreuen sich großer Beliebtheit und bringen Alt und Jung auf die Tanzfläche. Zwischen Glanz, Glamour und Mitternachtsquadrille kommt die Teilhabe für Menschen mit Behinderungen mitunter aber zu kurz. Im BSVÖ-Fokus des Monats Februar sehen wir uns genauer an, was eine Ballnacht auch zu einem rauschenden Inklusionsfest macht!

Es scheint ein wenig aus der Zeit gefallen: Paare in langen Ballkleidern und teuren Schuhen, in Anzug, Frack oder Smoking ziehen durch die frühen Morgenstunden. In den Beinen haben sie eine durchtanzte Nacht. Erschöpft schaffen sie es noch zum nächsten Würstelstand, dann geht es mit dem Taxi heimwärts.
Bilder wie diese prägen in der Ballsaison nicht nur Wiener Nächte – Bälle erfreuen sich nach der pandemiebedingten Pause in ganz Österreich wieder großer Beliebtheit. Von Blumen- bis Rauchfangkehrer, von Zuckerl- bis hin zum Regenbogenball finden sich unzählige Möglichkeiten, die schöne Abendgarderobe auszuführen und Nächte zwischen Sekt und musikalischer Unterhaltung zu verbringen.

Für blinde und sehbehinderte Menschen, die ebenfalls auf ihre Kosten kommen wollen, gestalten sich Bälle aber oft herausfordernd – vor allem, wenn auf Barrierefreiheit vergessen wird.

Oft sind schon die Rahmenbedingungen nicht ideal: Bälle mit hoher Besucherdichte führen zu Gedränge auf der Tanzfläche und in den Gängen. Es fehlt meist an Sitzmöglichkeiten, verlässliche Leit- und Orientierungssysteme sind Mangelware und die Navigation zwischen Tanzfläche, Buffett, Disco und Toilettenanlagen kann zum Spießrutenlauf werden. Was braucht es aber, damit auch blinde und sehbehinderte Menschen ungestresst die Ballnacht genießen können?

Vorbereitung ist alles

Eine gute Vorbereitung auf den Abend ist eine wichtige Voraussetzung. Wie kann die Location erreicht werden? Welche Verkehrsmittel bringen mich nachher wieder nach Hause? Ist der Heimweg zu weit und ist es besser, ein Hotel in der Nähe zu buchen? Wenn ja, ist das Hotelzimmer für mich auch barrierefrei zu erreichen? Wer An- und Abreise im Voraus plant, erspart sich meist böse Überraschungen am Ballabend.

Was mit muss

Zur Planung gehört es auch, sich Gedanken darüber zu machen, was alles im Balltäschchen Platz haben soll. Welche Hilfsmittel sind am Ballabend hilfreich und sinnvoll? Erleichtert eine Lupe die selbstbestimmte Auswahl von der Speisekarte am Buffett? Ist eine dunkle Brille als Blendschutz gegen grelles und flackerndes Discolicht angenehm? Welche Hilfsmittel können getrost an der Garderobe abgegeben werden und was soll mit in den Saal? Sich im Vorhinein zu überlegen, was den Abend verbessern kann, ist immer eine gute Idee!

Die richtige Begleitung

Als blinder oder stark sehbehinderter Mensch ist die Orientierung in schummrig beleuchteten Räumen mit vielen Menschen oft eine wahre Herausforderung, was nicht zuletzt daran liegt, dass im Gedränge weniger Rücksicht genommen wird. Geschubse, Geschiebe und Schulternreiben sind keine Seltenheit. Viele blinde oder sehbehinderte Ballbesucher:innen setzen deswegen auf eine sehende Begleitung, die bei der Navigation und Orientierung hilft. Im Idealfall handelt es sich dabei auch um die perfekten Tanztpartner:innen – dann sind gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Übersicht vorab

Leider bieten nach wie vor nicht alle Ballveranstaltungen schon vorab genaue Lagepläne oder ausführliche Programmbeschreibungen an. Dies würde blinden und sehbehinderten Menschen die Orientierung aber mitunter erheblich erleichtern. Wer sich schon vorab ein Bild davon machen kann, welche Tanzflächen in welchem Stockwerk zu finden sind und wo es den Mitternachtssnack gibt, kann entspannter in den Abend starten.

Barrierefreiheit vor Ort

Bälle finden meist in Gebäuden statt, die das restliche Jahr über anders genutzt werden. Dafür werden Räume zu Ballsälen und Tanzflächen umgestaltet, Buffetts und Garderoben als Pop-Up Räume eingerichtet. Sich in diesen Räumen selbstbestimmt zu orientieren, ist so gut wie unmöglich, wenn hierfür nicht die Voraussetzungen geschaffen werden. Barrierefreie Orientierungssysteme vor Ort sind nur selten gegeben. Idealerweise bieten die Veranstalter aber Unterstützung an, etwa in der Form von barrierefreier Information vorab und vor Ort, von instruierten und geschulten Ball-Ordnern und von Räumen, die Rückzugsmöglichkeiten und Ruheinseln bieten.

Inklusion tanzen

Mehrere Veranstaltungen setzen inzwischen stark auf Inklusion und schaffen Tanzabende, die für alle Menschen zu rauschenden Festen werden.

Veranstaltungen wie der Diversity Ball (Wien), der All In One Ball (Graz), der No Problem - der etwas andere Ball (Baden) oder auch der Ball der Vielfalt (Graz) sind für Menschen mit und ohne Behinderungen ausgerichtet und sorgen dafür, dass Barrierefreiheit von Anfang an in die Planung und Umsetzung einfließt. Vom Kartenkauf über Ballspenden bis hin zum Rahmenprogramm wird hier ein inklusives und barrierefreies Ballerlebnis geboten, das Tänzer:innen bis in die Morgenstunden auf der Tanzfläche hält!

Zusammengefasst: Für die gelungene Ballnacht sollen so viele Bedürfnisse wie möglich mitgedacht werden. Eine gute Orientierung, umfangreiche Zugänglichkeit und die Sicherheit aller Ballgäste sollten von Anfang an in die Planung fließen, damit auch wirklich für alle Gäste der Abend zum unvergesslichen Fest wird. 

 

 

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