BSVÖ im Fokus: Weihnachtszeit barrierefrei! Oh du Fröhliche – am Adventmarkt.
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BSVÖ im Fokus barrierefreie Weihnachten. Grafik eines Menschen mit Sehbehinderung und Führhund. Beide tragen eine rote Weihnachtsmütze.
Das Jahr geht zur Neige und wir sind im Dezember angekommen – endlich Weihnachtszeit! Was den einen große Freude macht, ist den anderen lästig. Aber wie auch immer wir zur angeblich ruhigsten Zeit des Jahres stehen: Weihnachten ohne Barrieren ist besser als Weihnachten mit Hindernissen. Wir sehen uns deshalb im BSVÖ Fokusthema Dezember an, wie man durch die Zeit der Lichter und Punschabende kommt, ohne ständig an Barrieren anzustehen. Vom Besuch am Adventmarkt über das Schreiben von Weihnachtspost bis hin zum Geschenkebesorgen warten nämlich so einige Hürden auf blinde und sehbehinderte Menschen…
Der Zauber der Weihnachtsmärkte
Weihnachtsmärkte, Adventdörfer, Winterausstellungen – sie alle gehören zur Zeit, die auf Weihnachten hinführt. Für viele ist der Besuch samt gemeinsamen Punschtrinken ein Muss. Dabei kann es aber ganz schön eng werden, vor allem, je näher es auf Weihnachten zugeht. Kann zwischen dem Gedränge Weihnachtsstimmung aufkommen, oder stehen die Chancen gut, zwischen Langos und Glühwein die Nerven zu schmeißen? Finden Sie es heraus…
Zwischen Punsch und Push
Für viele gehört der Besuch am Weihnachtmarkt dazu. Ob Firmentreffen nach der Arbeit oder Familien- und Freund:innentreffen: wenn es dunkelt auf einem der Märkte den obligatorischen Punsch zu genießen, kann die Weihnachtsstimmung heben. Dennoch stellen sich, vor allem für Menschen mit Behinderungen, nicht selten einige Probleme ein. Eine der größten Herausforderungen für blinde und stark sehbehinderte Menschen ist das Getümmel auf den Märkten. Hier wird zu den Stoßzeiten ein Durchkommen oft besonders schwierig. Die Besucher:innen drängen sich dicht an den Ständen, haben nur Augen für das, was ausgestellt und verkauft wird, und nehmen kaum Rücksicht auf die anderen Besuchenden. Für blinde Menschen ist die Zeit am Markt deshalb oft mit Enge, Gedränge und Geschupstwerden verbunden. Dazu kommen eine sehr schwierige Navigation und Orientierung durch oft eng oder verschlungen gestellte Markthütten, Mistkübel und Stehtische, Menschengruppen und Abgrenzungszäune. Wer als Person mit Sehbehinderung einen Markt alleine besucht, braucht deshalb oft starke Nerven. Leitsysteme gibt es nur in den wenigsten Fällen und auch die Barrierefreiheit wird in vielen Fällen für die temporären Marktgebiete nicht allzu umfangreich berücksichtigt. Oft werden deshalb Besuche zu weniger dichten Zeiten am frühen Nachmittag bevorzugt. Dann können viele Märkte noch erkundet werden, ohne zu dicht im Getümmel zu stecken.
Was gibt’s denn da?
Für Menschen mit Sehbehinderungen wird das Angebot der einzelnen Marktstände oft nicht zugänglich. Informationen sind meist – wenn überhaupt – nur in Schwarzdruck oder als handgeschriebene Preise vorhanden. Beschriftungen von Speisekarten und Co. fallen sehr klein aus, Ware wird dicht gedrängt präsentiert. Eine Möglichkeit, dennoch einen Eindruck des Feilgebotenen zu erhalten: mit den Händler:innen ins Gespräch kommen. Viele informieren gerne über ihre Ware. Entspannter gelingt das außerhalb der Stoßzeiten.
Zahlbar?
An manchen Ständen kann nur mit Karte bezahlt werden, wofür mobile Zahlungsterminals verwendet werden. Diese sind aber nicht immer barrierefrei zu bedienen. Wenn nur Lösungsmöglichkeiten geboten werden, die mit Touchscreens funktionieren, wird das Bezahlen für blinde und sehbehinderte Menschen zu einem unsicheren Vorgang, den die meisten zurecht vermeiden möchten. Für Anbieter gilt deshalb: Bitte darauf achten, dass mobile Zahlungsterminals mit taktilen Tasten ausgestattet sind!
Übersicht behalten
Manche Märkte sind relativ einfach zu navigieren, weil sie klein und klar aufgebaut sind. Manche aber sind durch ihre verschlungene Anordnung und Menge an Hütten eine Herausforderung für blinde und sehbehinderte Besucher:innen. Übersichtspläne sind meist nur als visuelle Drucke vorhanden. Wenn zusätzlich barrierefreie Informationen etwa als tastbare Pläne oder zum Herunterladen oder Anhören angeboten werden, erleichtert das den Besuch. Wer das Angebot schon vorab kennt, kann sich dann auch darauf freuen, dass es bei der dritten Hütte von Links besondere Weihnachtsbrezeln mit Nougat gibt…
Bitte Rücksicht nehmen!
Wer einen Weihnachtsmarkt besucht, lässt sich gerne von den Gerüchen und den vielen Eindrücken verzaubern. Dennoch ist es wichtig, auf andere Besucher:innen Rücksicht zu nehmen. Wer nach Möglichkeiten Abstand hält und gegebenenfalls Hilfe anbietet, kann den Besuch für alle zu einem schönen und entspannten Vorweihnachtserlebnis machen!