BSVÖ: Mehr ist mehr. Mythen der Barrierefreiheit Teil 14.
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Mythen der Barrierefreiheit. Grafik eines Menschen mit Brile, Taststock und Hund, um ihn Fragezeichen. BSVÖ Logo
Bei zu detaillierten Weganweisungen steigen die meisten aus. Niemand kann sich die vierundzwanzigste Abzweigung merken, wenn man nach dem Weg fragt und dann den Stadtplan erklärt bekommt. Gerade bei Orientierung und Navigation ist ein Zuviel an Infos meist verwirrend. Das gilt auch für taktile Wegweiser und Leitsysteme.
Großes Durcheinander
Manche Bodenleitsysteme sind das Äquivalent zum Schilderwald. Manchmal sind diese nämlich in mehreren Bauphasen angelegt worden und dementsprechend unterschiedlich gestaltet und ohne Konzept gehalten. Das kann zu Verwirrung und Desorientierung führen.
Vorweg ist uns aber wichtig festzuhalten: Taktile Informationen zu haben ist in 99,9% besser als keine taktilen Informationen zu haben. Was aber sehr wohl zu bekritteln ist, sind sich widersprechende Leitsysteme und taktile Infos, die in solcher Art angebracht sind, dass sie blinde und sehbehinderte Menschen in erster Linie verwirren oder überfordern.
Keinen Plan haben
„Es ist schon vorgekommen, dass taktile Übersichtspläne so detailreich waren, dass ich mich überhaupt nicht zurechtgefunden habe“, sagt Caroline E, die viel unterwegs ist. „Mir sind auch immer wieder Symbole aufgefallen, die ich nicht erkennen konnte. Kleine gepunktete Flächen oder sogar Symbole, die mich auf Toiletten, ein Restaurant oder den Feuerlöscher hätten hinweisen sollen. Ich habe dann später herausgefunden, dass das eine Entscheidung der Herstellerfirma der Übersichtspläne war. Es hat sich das Designstudio so überlegt, und es wurde umgesetzt.“ Für ihre sehbehinderte Freundin war auch nicht gleich klar, was uns da vermittelt werden sollte. „Einerseits ist es ja löblich, möglichst viel Information auch taktil aufbereiten zu wollen“, fügt Caroline an. „Aber wenn es in der Umsetzung zu dicht wird, dann überfordert es.“
Auch Leitsysteme in Gebäuden haben sie schon aus dem Konzept gebracht. „Da ist es mir schon öfters passiert, dass ich den Leitlinien gefolgt bin, bis ich an einem undeutlichen Aufmerksamkeitsfeld anstand. Oder an einer Markierung, die ich nur schwer deuten konnte. Dann dauerte es ein wenig, bis ich mich neu orientieren konnte.“
Klare Anweisungen bitte
Gute Leitsysteme und taktile Informationen zeichnen sich dadurch aus, als Gesamtkonzept durchdacht und stringent umgesetzt zu sein. Sie sollten klar zu finden und zu erkennen sein und eindeutige Hinweise geben.
Noch einmal soll betont sein: Keine barrierefreie Information anzubieten, ist die schlechtere Lösung. Aber nicht jeder Versuch, Barrierefreiheit herzustellen, endet auch im bestmöglichen Ergebnis. Deswegen ist es wichtig, mit Expert:innen zusammenzuarbeiten und auf die Forderungen und Bedürfnisse betroffener Menschen einzugehen.