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BSVÖ: Undankbar! Dir ist echt nicht mehr zu helfen. Mythen der Barrierefreiheit Teil 13.

  • Mythen der Barrierefreiheit © BSVÖ

Sie kennen die Situation. An der Haltestelle wartet eine Frau mit weißem Stock und dunkler Brille. Die U-Bahn fährt ein, alles setzt sich in Bewegung und irgendjemand packt die überraschte Dame am Ellenbogen und befördert sie wortlos in die Bahn. Dass es statt unendlicher Dankbarkeit auf solche Aktionen mitunter Schimpf hagelt, verstehen nicht alle. Dabei wird hier nicht nur die Selbstbestimmung eines Menschen verletzt, sondern auch noch missverstanden, wie echte Hilfe aussehen sollte…

 

Mitkommen!

Niemand kann es leiden, wenn über den eigenen Kopf hinweg bestimmt wird. Vor allem nicht, wenn man selbst von Fremdentscheidungen direkt betroffen ist. Menschen, die mit Taststock und gelber Dreipunktschleife unterwegs sind und somit schnell als blind oder sehbehindert erkannt werden, kommen regelmäßig in Situationen, in denen Fremde weiterhelfen wollen. Was für sich eine positive Sache ist, kann aber schnell unangenehm werden, wenn vorab nicht miteinander kommuniziert wird. Wer jemand anderen wortlos in eine bestimmte Richtung zieht, drückt oder schleppt, verhält sich übergriffig und kann blinde und sehbehinderte Personen in eine sehr unangenehme Lage versetzten.

Ich mach das schon

Nicht nur beim Navigieren fühlen sich Außenstehende oft in der Pflicht, zu helfen. Auch beim Kauf von Tickets an Ticketmaschinen, beim Einkaufen oder auch in Situationen am Arbeitsplatz oder in der Freizeit kann es zur ungefragten Übernahme kommen. Bevor aber das Kleingeld für die andere Person aus dem Börsel gekramt wird, ihr das Essen geschnitten, das Handy aus der Hand genommen oder die Krawatte zurechtgezupft wird, ist es besser, das Helfersyndrom kurz zum Halt zu bringen und zumindest nachzufragen, ob Hilfe überhaupt erwünscht ist. Nur die wenigsten Menschen kommen damit klar, wenn ihnen das Gefühl vermittelt wird, etwas nicht alleine zu schaffen. Das gilt natürlich auch für Menschen mit Behinderungen. Also besser kurz zuwarten, dann Hilfe anbieten und abwarten, wie die Bedürfnisse des Gegenübers wirklich aussehen.

Darf ich’s wagen?

Es wird niemand einen Wutanfall bekommen, wenn ihr oder ihm Hilfe angeboten wird. Wer eine blinde oder sehbehinderte Person entdeckt, die so wirkt, als ob sie Unterstützung benötigen könnte, darf (und soll) sich gerne erkundigen, ob Hilfe erwünscht ist. Ein aufmerksamer Umgang mit seinen Mitmenschen ist immerhin das Schmiermittel im Getriebe der Gesellschaft. Wichtig ist: Kommunikation. Und nicht beleidigt sein, wenn die andere Person (dankend) ablehnt.

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