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BSVÖ: Mein Handy kauft meine Milch, weil es der Kühlschrank befohlen hat. Mythen der Barrierefreiheit Teil 11.

  • myhen © BSVÖ

Smart, smarter, barrierefrei? Nein, so weit sind wir noch nicht. Denn auch, wenn das smarte Heim für einige die Lösung zu sein scheint, ist sie für blinde und sehbehinderte Menschen nicht der Weisheit letzter Schluss.

Zugegeben, es klingt verlockend: eine Koppelung aller möglichen Geräte im Haushalt, die dann als gemeinsame Einheit miteinander kommunizieren und auf diesem Weg Aufgaben selbst übernehmen, sich gegenseitig regulieren oder auch einfach nur Arbeit auf vielen Ebenen einsparen. Dass es nicht ganz so einfach ist, wissen alle, die sich genauer mit dem Smart Home beschäftigt haben. Denn auch hier gilt: nur wenn Barrierefreiheit mit eingeplant ist, stehen die Chancen besser, dass es klappt.

Ein Handy für alles, alles für ein Handy?

Eine der wichtigsten Grundlagen für das Smart Home, ist das Smartphone. Als Steuerzentrale wird von hier aus eingestellt, justiert, kontrolliert und gekoppelt. Und schon hier zeigt sich eines der Hauptprobleme: Nicht alle sind gewillt oder im Stande, ein Smartphone zu besitzen und zu bedienen. Die Rechnung, das Smartphone als Barrierefreiheitsersatz heranzuziehen, geht also nicht auf. Wenn Anbieter ihre Inhalte nur noch für Smartphonebesitzer zugänglich machen, kann das für einige einen bequemen Zugang herstellen, für andere aber bedeutet es, gar nicht mehr zugreifen und nutzen zu können. Das gilt also auch für das smarte Home. Wenn sich der Herd nicht manuell barrierefrei bedienen lässt, aber sehr wohl über das Smartphone reguliert werden kann, ist das zwar schön für technikaffine Smartphonebesitzer:innen. Aber es schließt all jene aus, die ohne Smartphonebenutzung durch den Alltag kommen wollen/müssen.

Auch ist die Möglichkeit, Geräte zu koppeln, genau das: eine Möglichkeit. Nicht immer ist der (dauerhafte) Erfolg garantiert und auch wenn, Systeme theoretisch immer ausgefeilter und intelligenter werden, sind sie nicht frei von Fehlern. Gerade für blinde und sehbehinderte Nutzer:innen kommen hierzu Bandbreiten von Problemen, die durch fehlende digitale Barrierefreiheit entstehen.

Smartes Home als Zukunftsmusik

Können wir darauf vertrauen, dass in Zukunft die Systeme so gut entwickelt sind, dass sie mehr und mehr für Barrierefreiheit sorgen und das tägliche Leben blinder und sehbehinderter Personen selbstbestimmter machen? Es ist anzunehmen, dass sich auf diesem Sektor sehr viel verändern und entwickeln wird und wir dürfen davon ausgehen, dass die Zukunft viele Verbesserungen auch im Bezug auf Accessibilty bereithält. Diese können aber nur dann sinnvoll erreicht werden, wenn Expert:innen in die Entwicklung mit eingebunden werden und blinde und sehbehinderte Menschen in Planungsprozessen als Feedbackgebende, Tester:innen und auch als Entwickler:innen eingebunden werden. Ja, eine smarte Zukunft ist wahrscheinlich. Aber sie muss erst die Kinderschuhe abstreifen und das kann noch dauern.

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