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BSVÖ: Natürlich spricht meine Waschmaschine mit mir. Mythen der Barrierefreiheit, Teil 8.

  • Mythen der Barrierefreiheit © BSVÖ

Daheim läuft alles glatt. Als blinder oder sehbehinderter Mensch ist man natürlich so eingerichtet, dass Alltagsroutinen bequem zu lösen sind. Und inzwischen gibt es ja auch echt genügend Möglichkeiten, mit modernen Technologien alles zu regeln. Richtig?
Falsch! Barrierefreiheit im eigenen Haushalt ist weder eine Selbstverständlichkeit noch etwas, das sich immer nach den eigenen Wünschen umsetzen lässt. Wir erzählen Ihnen, wie es ist, wenn der Haushalt zum Endgegner wird.

So ein bisschen Haushalt macht sich von allein…

…sagen alle, die nicht wissen, mit wie viel Aufwand es ist, eine Wohnung barrierefrei zu gestalten. Dazu gehört nicht nur eine passende Möblage, sondern auch die richtige Ausstattung. Richtig heißt in diesem Fall: barrierefrei bedienbar. Denn wenn das Einstellen des richtigen Geschirrspülprogramms zum großen Rätselraten und die Einstellung der Waschmaschine zum Nervenkitzel werden, ist es faul im eigenen (Haus-)Staat.

Mehr Knöpfe, mehr Sinne?

Als Faustregel gilt: Ein Gerät, das nur durch einen Sinn kontrolliert, eingestellt und somit bedient werden kann, ist nicht barrierefrei. Irgendeine Gruppe an potentiellen Nutzenden wird also ausgeschlossen. Nur ein Piepton ist zu wenig, um das Schleuderprogramm von der Kochwäsche zu unterscheiden. Nur ein Touchscreen reicht nicht, um als blinder Mensch überhaupt irgendwas sinnvoll auswählen zu können. Und eine Sprachausgabe, die nicht taktil angewählt werden kann, bringt ebenfalls wenig. Mehrsinneprinzip heißt, dass immer mehr als nur ein Sinn angesprochen wird. Taktiles und Auditives zum Beispiel oder vereinfacht gesagt: Drück und Pieps. Oder für andere Nutzer:innengruppen: Drück und Blicklicht. Nur wenn Geräte im Sinne des Universal Designs produziert werden, können sie auch von (so ziemlich allen) bedient werden.

Was ist jetzt mit sprechenden Waschmaschinen?

Ja, es gibt sie, die Haushaltsgeräte mit Sprachausgabe. Aber die Regel stellen sie nicht. Tatsächlich sind barrierefreie Haushaltsgeräte nämlich immer schwieriger zu finden. Gesetzt wird inzwischen auf schlankes, schickes Design, das in der Regel glatte Oberflächen hat. Touchscreens ersetzen dabei tastbare Regler und Schaltflächen und lassen blinde und schwer sehbehinderte Nutzer:innen ratlos und frustriert zurück. Wer ein passendes Gerät sucht, wird oft lange nicht fündig und muss sich schließlich oft mit Kompromissen begnügen. Barrierefrei ja, aber kostspielig, ungünstig dimensioniert oder einfach potässlich; All das nehmen Nutzer:innen mit Behinderungen in Kauf, nur um in den eigenen vier Wänden in Ruhe den eigenen Haushalt verrichten zu können.

Muss das so sein?

Natürlich nicht. Fakt ist aber, dass es so ist und dass der Trend immer mehr in Richtung smarter Geräte geht, die mit Touchscreens und visuellen Bedienfeldern ausgestattet sind. Der BSVÖ hat deswegen das Thema „Barrierefreie Haushaltsgeräte“ zum Fokusthema des diesjährigen Tag des Weißen Stocks am 15.10.2024 gewählt. Produktdesigner:innen und Vertreiber:innen dürfen bei der Planung und Produktion von (neuen) Geräten nicht darauf vergessen, dass ein nicht unerheblicher Teil an Nutzer:innen bei einer rein visuellen Bedienung vor einer Barriere steht. Und noch etwas: Mehrsinne ist für alle Nutzer:innen von Vorteil. Wer schon einmal auf die eine oder andere Weise auch nur vorübergehend motorisch oder in Bezug auf die Sinne eingeschränkt war, weiß das längst. Die Produzentenseite muss es erst lernen…

Weiterführend

BSVÖ Projektseite Barrierefreie Haushaltsgeräte: https://www.blindenverband.at/de/information/BarrierefreieHaushaltsgeraete

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