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BSVÖ im Fokus Barrierefreie Haushaltsgeräte! Haushalt und Hürdenläufe

  • barrierefreie Haushaltsgeräte © BSVÖ

Das Fokusthema des Oktobers stellen wir ganz ins Zeichen des Tags des weißen Stocks am 15.10., einem internationalen Aktionstag, der weltweit für Themen rund um Blindheit und Sehbehinderung sensibilisiert. Diesmal beschäftigen wir uns mit barrierefreien Haushaltsgeräten und gehen der Sache auf den Grund, weshalb mehr und mehr blinde und sehbehinderte Menschen nicht mehr selbstbestimmt ihren Kaffee machen oder eine Geschirrspülprogramm einstellen können. Was das alles mit schlankem Design, mit Touchscreens und mit moderner Wohnkultur zu tun hat, ob das Smart Home Lösungen bieten kann und welche Anlaufstellen Abhilfe gegen Barrieren schaffen können, sehen wir uns im Fokusthema Oktober genauer an!

 

Das Grundproblem

Im Alltag aller Menschen spielen Haushaltsgeräte eine wesentliche Rolle. Durch die in den letzten Jahren sehr rasch fortschreitende technologische Entwicklung hat sich die Handhabung und Nutzung moderner Haushaltsgeräte massiv verändert. Die Zugänglichkeit zu vielen aktuell auf dem Markt befindlichen Produkten ist für eine große Anzahl von Menschen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Diese Personengruppen sehen sich neuen Herausforderungen und oftmals unüberwindbaren Hürden gegenüber.

War früher alles besser?

Die kurze Antwort: nein, früher war natürlich nicht alles besser. Aber manches hat sich unter der Prämisse steten Fortschrittes dann doch in eine ungünstige Richtung entwickelt.

Der Trend der letzten Jahre entwickelte sich ungebremst in eine Richtung: weg von hervorstehenden Knöpfen und Schaltern hin zu einem schlanken, glatten Design, das Geräte mittels Touchscreens bedienen lässt. Moderne Haushaltsgeräte werden zu intelligenten Mitbewohnern, die wissen, wie viel Waschmittel gut für den Lieblingspullover ist und ob noch Milch im Kühlschrank steht. Taktile Bedienelemente hingegen werden als formüberholt und gestrig immer seltener beim Design neuer Geräte eingesetzt.

Für viele Menschen entstehen dadurch Probleme, die sich in viele Bereiche des Alltags ziehen. Wie das Ceranfeld bedienen, wenn es nur glatte Oberflächen zur Einstellung gibt? Wie das richtige Waschprogramm einstellen oder erkennen, dass die Kaffeemaschine nach Wartungsarbeiten verlangt?

Und was passiert, wenn etwas passiert ist?

Angenommen, die barrierefreie Waschmaschine ist kaputt gegangen. Oder die gewohnte und bedienbare Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben und produziert nur noch warmes Wasser. Oder der Herd will nicht mehr? Dann wird es für blinde und sehbehinderte Menschen schnell teuer und frustgeladen.

Denn mit den praktischen Problemen der Benutzung endet es noch nicht.

Viele Hersteller produzieren die alten, besser bedienbaren Geräte nicht mehr und bieten keine Ersatzteile mehr für Reparaturzwecke. Die Anschaffung neuer Haushaltsgeräte wird dann nicht selten zur langwierigen und frustrierenden Suche nach dem passenden Objekt. Neue Geräte sind in großer Markenvielfalt vorhanden und lassen sich in allen Preissegmenten finden. Aber sind sie auch für blinde und sehbehinderte Menschen bedienbar?

Neu gekauft und gut ist es?

Die Antwort muss in fast allen Fällen „nein“ lauten. Lassen sich bei einigen Modellen noch einzelne Funktionen bedienen, endet es oft damit auch schon wieder. So kann der Geschirrspüler vielleicht noch gestartet werden, ein bestimmtes Programm auszuwählen ist aber nicht möglich. Herstellerlösungen sind selten und Spezialgeräte oder technische Anpassungen bedeuten in den meisten Fällen – wenn es sie im gewünschten Sektor überhaupt gibt – einen nicht unerheblichen finanziellen Aufwand. Umrüstungen müssen von blinden und sehbehinderten Konsument:innen zusätzlich zum Kauf geleistet werden und stellen reine Notlösungen dar. Eine Auswahl zwischen mehreren Modellen ist praktisch nie gegeben, blinde und sehbehinderte Personen müssen nehmen, was übrig bleibt. 

Design vor Funktion

Dass sich Gebrauchsgegenstände im Laufe der Zeit verändern und verschiedenen Trends unterliegen, ist ganz normal. Die technische Entwicklung der letzten Jahre hat Dinge gebracht, die für blinde und sehbehinderte Menschen einen Fortschritt bedeuten. Von den Möglichkeiten, die etwa Smartphones bieten bis hin zum Einsatz von Sprachausgabe und Sprachsteuerung – die Bandbreite, neue Technik und Digitalisierung zum Vorteil in den Alltag zu integrieren, ist groß. Werden Neuerungen allerdings ohne Rücksicht auf alle Nutzenden umgesetzt, ist die Gefahr des Ausschlusses und der Diskriminierung enorm. Das Problem ist also nicht der Touchscreen, sondern vielmehr, dass gewisse Anforderungen von Herstellern als „besondere Bedürfnisse“ betrachtet und vernachlässigt werden.

Bitte an die Nutzer:innen denken

Es bedeutet mehr als nur Komfortverlust, wenn die Bedienung eines Geräts nicht barrierefrei ist. Die Folgen eines nicht oder kaum bedienbaren Gerätes sind auch der Verlust der Eigenständigkeit, denn selbstbestimmtes Handeln wird eingeschränkt, sobald man auf Unterstützung angewiesen ist. Ganz zu schweigen davon, dass es unmöglich ist, Geräte nach Funktion und Design auszuwählen. Das Bedürfnis, Haushaltsgeräte – wenn auch nur eingeschränkt – bedienen zu können, steht vor dem Wunsch nach einem eleganten Bad oder einer stimmigen Küchenzeile. Dass auch blinde oder sehbehinderte Personen selbstverständlich Ansprüche an die Wohnungsausstattung stellen, wird schon gar nicht in Betracht gezogen.

Die home designed for all - Arbeitsgruppe

Gemeinsam mit dem Schweizer Zentralverein für das Blindenwesen und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband wollen wir im Rahmen unserer Home Designed for All - Arbeitsgruppe (vormals DACH Haushaltsgeräte) diesem Anliegen mehr Gewicht verleihen: in der Öffentlichkeit, in den Medien, in der Politik und in der Wirtschaft.

Weiterführende Link

BSVÖ Fokusseite zu „Barrierefreie Haushaltsgeräte“: https://www.blindenverband.at/de/information/BarrierefreieHaushaltsgeraete/899/Folder-Barrierefreie-Haushaltsgeraete

BSVÖ Broschüre: https://www.blindenverband.at/de/information/BarrierefreieHaushaltsgeraete/899/Folder-Barrierefreie-Haushaltsgeraete

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