BSVÖ Fokus Sprache! Blind Fremdsprachen lernen.
Fokus Sprache © BSVÖ
Text: BSVÖ Fokus Sprache! Blind sprachen lernen. Grafik eines sprechenden Menschen
Bücher im Original zu lesen, mit Menschen aus verschiedenen Ländern in ihrer Sprache zu sprechen und Kunst, Kultur und Gesellschaftliches durch fremde Sprachen zu erleben – all das sind Vorteile, die das Erlenen einer Fremdsprache mit sich bringt. Als blinder oder stark sehbehinderter Mensch ist Sprachen-Pauken aber manchmal mit Hindernissen verbunden: Sprachkurse, Bildungseinrichtungen und Lehrwerke sind oft nicht barrierefrei. Welche Wege es aber gibt, um in anderen Sprachen flüssig zu werden, haben wir uns genauer angesehen…
Angelika liebt Frankreich. Mindestens alle zwei Jahre ist sie dort unterwegs und erkundet mit Ihrer Freundin und ihrem Blindenführhund Rantanplan das Land von seinem sonnigen Süden bis hin zu den geschäftigen Städten und weiten Ufern des Nordens. Natürlich ist es ihr auch wichtig, die Sprache zu sprechen. Die lernte sie schon in der Schule als Mädchen mit starker Sehbehinderung. Später, nachdem ihr Visus immer schlechter wurde und sie vollständig erblindete, wurde es immer schwieriger, auf barrierefreies Material zurück zu greifen. „Ich hatte eine sehr gute Lehrerin, die mir Nachhilfestunden gab“, erinnert sich Angelika. „Ich notierte mir damals alles per Braille-Zeile und ließ mir Vokabellisten in Braille drucken. Das war sehr aufwendig und auch teuer, aber ich hatte das Glück, daheim auf einen Braille-Drucker zugreifen zu können.“ Es gab auch Lehrwerke in Braille, die sie sich ausborgen konnte, jedoch hätte sie gerne auf die breite Auswahl an Unterrichtsmaterial zurückgegriffen, das Menschen mit größerem Visus zur Verfügung steht. „Ich habe dann sehr davon profitiert, eine Französin über ein Forum zu finden, die sich austauschen wollte. Sie wollte Deutsch lernen, ich Französisch. So begannen wir vor bald zehn Jahren, über das Internet zu telefonieren. Es war und ist ein wunderbarer Austausch, der sehr gut barrierefrei klappt.“
Neue Möglichkeiten im Netz
Angelika schätzt die wachsenden Möglichkeiten barrierefreien Lernen im Internet. „Digitale Wörterbücher helfen sehr gut weiter. Hier kann man sich auch anhören, wie Wörter ausgesprochen werden. Und es geht sehr rasch, auf Ergebnisse zu kommen.“ Auch Übersetzungsprogramme sind für sie sehr hilfreich. Vor allem aber schätzt sie die Möglichkeit der internationalen Vernetzung mit anderen Menschen. „Ich habe auch auf Facebook viele Lerngruppen gefunden, bei denen ich kostenlos mitmachen darf. Wir tauschen intern Material aus, das barrierefrei ist, treffen uns in eigenen Foren und können uns austauschen. Das klappt wirklich sehr gut.“
Apps zum Lernen
Auch Sprach-Lernapps wie Duolingo, Babbel, Mondly, Busuu oder Preply können sehr hilfreich sein, als blinder oder sehbehinderter Mensch neue Sprachen zu lernen. Allerdings sind diese nicht immer durchgehend barrierefrei zu nutzen. Vor allem aber die großen Anbieter wie Duolingo und Babbel verbessern ihr barrierefreies Angebot mit jeder neuen Version (obwohl es manchmal auch zu Rückschritten kommt). Hier gilt es, regelmäßige Update durchzuführen und im Falle Barrieren zu melden.
Weitere hilfreiche Apps
Auch Be My Eyes oder Seeing AI werden von manchen blinden und sehbehinderten Menschen zum Erlernen von Fremdsprachen verwendet, obwohl es keine Fremdsprachen-Lernapps sind. Dennoch kann durch das Vorlesen von Texten hier die korrekte Aussprache geschult werden.
Sprachen lernen lokal
Mitglieder des BSVÖ und seiner Landesorganisationen haben auch die Möglichkeit, je nach Angebot in ihrer Landesorganisation an Sprachkursen teilzunehmen. In Kleingruppen kann hier an der Sprache gefeilt und gemeinsam gepaukt werden. Erkundigen Sie sich in Ihrer Landesorganisation nach aktuellen Kursen und Angeboten!
Alle Landesorganisationen auf einen Klick: www.bsv-austria.at
Sprachbrücken. Erfahrungen des Sprachenlernens
Wie ist es, blind eine Fremdsprache zu lernen? Susanne Buchner-Sabathy erzählte uns ihren Weg zur Mehrsprachigkeit und auf welche Hindernisse sie dabei gestoßen ist. Das gesamte Interview lesen Sie hier: https://www.blindenverband.at/de/information/durchblick/archiv/2059/Der-Durchblick-2023