BSVÖ: Reichliche Rampen und Schirm, Charme und Taststock. Mythen der Barrierefreiheit Teil 2.
myhen © BSVÖ
Mythen der Barrierefreiheit. Grafik eines Menschen mit Brile, Taststock und Hund, um ihn Fragezeichen.
Letzte Woche haben wir entlarvt, dass es keine Barrierefreiheitspolizei gibt und dass Blindenführhunde leider (noch) keine ausgeprägte Navi-Funktionen haben. Im Teil 2 unserer Reihe Mythen der Barrierefreiheit stellen wir uns der Annahme, dass Rampen reichen und dass „richtige“ blinde und sehbehinderte Menschen immer ganz klar zu erkennen sind.
Mythos 1: Rampe gut, alles gut.
Konventionell wird als Pictogramm für Barrierefreiheit ein Mensch in Rollstuhl verwendet. Das Symbol findet sich auf WC-Anlagen für Menschen mit Behinderungen ebenso wie an Wegweisern, die barrierefreie Zugänge zu Gebäuden markieren. Aber auch, wenn die bauliche Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen essentiell ist, umfasst sie noch lange nicht alle Bereiche der Barrierefreiheit, die für alle Betroffenen relevant sind. Eine Rampe über einen Eingang mit Stufen macht das Gebäude noch lange nicht barrierefrei. Menschen mit (und auch ohne) Behinderungen haben unterschiedliche Bedürfnisse, um selbstbestimmt und sicher leben zu können. Als generelle Faustregel für Barrierefreiheit kann das Design for all gelten, bzw. das Mehrsinne-Prinzip. Erst wenn Informationen und die Zugänglichkeit über mehrere Wege erreicht werden kann (auditiv, visuell, taktil) und wenn die bauliche Zugänglichkeit so sicher, selbsterklärend und frei von Barrieren gestaltet ist wie möglich, kann von Inklusion die Rede sein.
Mythos 2: Blinde Menschen sind erst dann richtig blind, wenn sie mit Führhund, Taststock, dunkler Sonnenbrille und Blindenschleife auf der Straße unterwegs sind.
Während Blindheit relativ klar definiert ist (Der Visus beträgt nicht mehr als 0,02. Das Gesichtsfeld ist auf weniger als 5 Grad eingeschränkt), gibt es sehr viele Ausprägungen der Sehbehinderung. Deswegen verwenden betroffene Personen auch unterschiedliche Hilfsmittel. Manche Menschen fühlen sich wohler, wenn sie mit einen Langstock unterwegs sind, andere tragen Brillen, die sie davor schützen, geblendet zu werden, führen sonst aber keine sichtbaren Signale bei sich. Nur wenige Menschen in Österreich haben auch wirklich einen Blindenführhund und nicht alle wollen eine „Blinden“-Schleife tragen. Blinde und sehbehinderte Menschen sind also so individuell unterwegs, wie Menschen ohne Behinderung auch. Wer seiner Umwelt aufmerksam und respektvoll gegenübertrtitt, wird aber auf die Bedürfnisse seiner Mitmenschen reagieren und eingehen können. Auch ohne „klassischer“ Merkmale.
Ihre Fragen sind gefragt!
Bestimmt haben auch Sie sich auch gefragt, wie Barrierefreiheit eigentlich funktioniert. Ob man dafür bestraft werden kann, wenn man sie nicht umsetzt. Und wer einem weiterhilft, wenn man selbst ansteht. Damit diese Fragen nicht länger unbeantwortet bleiben, geht die Wissen-Reihe „Fragen bringen Mehr-Sinn“ nun an den Start. Nutzen Sie die Chance und schreiben Sie uns, welche Fragen Ihnen im Kopf herumschwirren – unsere Expertinnen sind Meisterinnen des Fachs und haben die Antworten gebündelt für Sie. Und keine Angst – es gibt keine dummen Fragen!
Schreiben Sie an: pr@blindenverband.at
Webinare: Digitale Medien zugänglich machen.
Susanne Buchner-Sabathy, Expertin für digitale Barrierefreiheit des BSVÖ, und Doris Ossberger, ehemalige Leiterin der Kompetenzstelle für digitale Barrierefreiheit des BSVÖ, gehen mit Ihnen Schritt für Schritt in Richtung digitaler Barrierefreiheit!
Am 10., 11. und 17. September 2024 finden drei online Workshops „Digitale Barrierefreiheit kurz und gut“, „3 Schritte zum barrierefreien PDF“ und „Mein Handy spricht mit mir: Screenreader sehend nutzen“ statt. Melden Sie sich gleich an und freuen Sie sich auf einen inspirierenden Start in den Herbst! Informationen zu Inhalten, Preisen und Anmeldung gibt es auf der Webseite von Doris Ossberger unter folgendem Link: https://wortklaviatur.at/aktuelles-kursangebot/
Digitaltraining für Screenreader-Nutzer:innen im Herbst
Im November leiten Doris Ossberger und Susanne Buchner-Sabathy ein Digitaltraining, das aus 4 Einheiten besteht und Ihnen das selbstbewusste Nutzen digitaler Medien erleichtert . Mehr erfahren Sie hierzu unter: https://www.blindenverband.at/de/aktuelles/2222/Naechste-Chance-Dabei-sein-beim-Digitaltraining-im-Herbst
Sie wissen schon alles? Andere vielleicht noch nicht. Empfehlen Sie uns gerne weiter und helfen Sie mit, das Wissen über digitale Barrierefreiheit unter die Leute zu bringen!
Kontakt
DI Doris Ossberger
E-Mail: do@wortklaviatur.at
Webseite: www.wortklaviatur.at