Fokus barrierefreie Reiselust: zu Gast bei Nachbarn
August ist das Reisemonat schlechthin. Ob fern oder nah, ein Tapetenwechsel erfrischt die Sinne und bringt ganz neue Eindrücke. Im Fokusthema des BSVÖ barrierefreie Reiselust gibt es die richtige Destination für alle Reiselustigen. Wir erkunden gemeinsam, barrierefreies Reisen in Europa, und Microabenteuer vor der Haustür, schweifen mit der Hörbücherei bis an die Pole und reisen sogar in die Vergangenheit. Was notwendig ist, damit alle Passagiere auch sicher und selbstbestimmt an ihr Ziel kommen, erfahren Sie im Fokusthema des Monats!
Nicht nur im Sommer ist es so weit, dass viele darüber nachdenken, eine Reise zu unternehmen. Aber vor allem die Monate der Hochsaison und Sommerferienzeit bedeuten für viele: Kofferpacken und ab geht’s! Für blinde und sehbehinderte Menschen, die die Reiselust in sich kribbeln spüren, gibt es aber einiges zu bedenken, bevor es losgehen kann. Welche Voraussetzungen es für die perfekte Reise braucht, was der europäische Behindertenausweis damit zu tun hat und welche Rolle der Donau dabei spielt, bringen wir Ihnen im BSVÖ Fokusthema!
Vorbereitung ist die halbe Miete
Sich auf eine Reise vorzubereiten und im Vorfeld Route, Unterkunft und Transport zu checken, kann vor bösen Überraschungen vor Ort bewahren. Als blinder oder sehbehinderter Mensch ist jene Vorbereitung von besonders großer Bedeutung – schließlich ist es nicht ganz einfach, sich in fremder Umgebung zu orientieren – vor allem, wenn man alleine unterwegs ist. Wie führt die Route? Ist man mit dem öffentlichen Verkehr so weit vertraut, ihn problemlos nutzen zu können, oder setzt man in der neuen Umgebung doch lieber auf privaten Transport? Ist das Hotel für die eigenen Bedürfnisse barrierefrei? Und außerhalb der Eurozone: wie fühlt sich die Währung an und wie lassen sich Münzen und Scheine unterscheiden? Viele dieser Vorbereitungen laufen heute durch Recherche im Internet. Hier ist es besonders wichtig, im Vorfeld auf alle Internetseiten auch wirklich zugreifen zu können. Das Stichwort lautet: digitale Barrierefreiheit. Wenn Anbieterseiten gut strukturiert und auch mit der Tastatur bzw. mittels Screenreader zu bedienen sind, lässt sich die Planung auch selbstbestimmt durchführen. Sobald aber wichtige Webseiten nicht ordentlich funktionieren, weil es an Barrierefreiheit mangelt, kommt auch die wichtige Vorbereitung ins Stoppen. Wer eine Zugverbindung buchen, ein Hotelzimmer bestellen oder auch nur den Weg vom Bahnhof mit dem Bus zur Unterkunft herausfinden will, steht leider schnell vor unterschiedlichen Herausforderungen: Webshops, die nicht barrierefrei sind, Buchungsprozesse, die sich nicht abschließen lassen, wenn man ohne Maus im Netz unterwegs ist oder auch fehlerhafte Links machen so manche Reiseplanung vorab unmöglich. Reisebüros können hier Abhilfe schaffen – jedoch möchten viele ihre Reisefreiheit via Smartphone oder Laptop in die Hand nehmen und nicht von Reiseanbietern abhängig sein. Die Forderung auf durchdachte digitale Barrierefreiheit steht deshalb beim BSVÖ an hoher Position – sie garantiert Selbstbestimmtheit im täglichen Leben – und somit auch für eine sichere und selbstständige Mobilität.
EU Disability Card – über Grenzen hinaus
Am 24.4.24 stimmte das Europäische Parlament final über die Richtlinie zur Einführung des Europäischen Behindertenausweises ab. Der Einführung des Passes, der Menschen mit Behinderungen über innereuropäische Grenzen hinweg die Anerkennung ihres Behindertenstatus‘ ermöglicht, steht nun nichts mehr im Wege! Mit der Entscheidung des Europäischen Parlaments über die Richtlinie zur Einführung geht es nun los: der Europäische Behindertenausweis kommt und wird die selbstbestimmte Mobilität von Menschen mit Behinderungen in Europa erhöhen. Die Idee hinter der European Disability Card steht im Sinne der demokratischen Gemeinschaft der EU: Menschen mit Behinderungen sollen über ihre Landesgrenzen hinweg mit dem Pass ihren Behindertenstatus bestätigen und somit die gleichen Services und Vergünstigungen in Anspruch nehmen können.
Der BSVÖ, der sich seit der Ideenfindung zur European Disability Card dafür eingesetzt hat, dass der Pass auch wirklich umgesetzt wird, zeigt sich sehr erfreut über die Neuigkeiten aus dem EU-Parlament. Dass dieser Schritt noch vor den EU-Wahlen stattfand, ist ebenso ein positives Signal.
Die Donau entlang – mit DANOVA Next sicher ans Ziel
Mit dem EU-Projekt DANOVA hat der BSVÖ gemeinsam mit 17 Partnerorganisationen am barrierefreien Reisen entlang des Donaustromes gearbeitet. Nun ging das höchst erfolgreiche Projekt in die nächste Runde! Bei der Kick-Off Veranstaltung von DANOVA NEXT in Dubrovnik zeigte sich schon das große Potential des Projekts.
Selbstbestimmte Mobilität von Menschen mit Behinderungen steht im Zentrum. Wurde für DANOVA der Fokus noch auf die Personengruppe blinder und sehbehinderter Menschen gelegt, sind in DANOVA NEXT auch Personen mit Mobilitätseinschränkungen und gehörlose Menschen inkludiert.
Der Donauraum ist sozioökonomische und politische unterschiedlich geprägt und durch viele Grenzen geteilt. Dennoch wurde schon bei der offiziellen Eröffnung des DANOVA Nachfolgeprojekts DANOVA NEXT deutlich, dass nur in der Zusammenarbeit inklusive Strukturen erwirkt werden können, die zukunftsweisend sind. Das EU-Projekt setzt somit auch ein wichtiges Zeichen für grenzüberwindende Zusammenarbeit und für den offenen Diskurs. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich ist auch diesmal in vollem Einsatz für Inklusion und selbstbestimmte und sichere Mobilität von Menschen mit Behinderungen.
Wenn Sie mehr über DANOVA Next erfahren wollen: https://www.blindenverband.at/de/projekte/danova