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Karel Emanuel Macan

Zwei Jubiläen rund um den tschechischen Pionier

  • Karel Emanuel Macan © open license

Karel Emanuel Macan war blinder Komponist, Herausgeber der Zeitschrift "Zora", Autor, Gestalter eines Blinden-Lesesystems und wichtiger Part des Klar Instituts in Prag.  Vor 100 Jahren wurde die Bücherei des tschechischen Blindeninstituts, die "Czech Printing for the Blind" (Ceský slepecký tisk) als Vorläuferin des heutigen "Library and Printing House for the Blind" (LPB) unter Macans Schirmherrschaft gegründet. Zu dem 160-Jahre-Geburtstagsjubiläum soll an den umtriebigen und ideenreichen Mann aus Pardubice erinnert werden.

Viele Talente und zwei Unfälle

Vor bald 160 Jahren, am 25. Dezember 1858, wird Karel Emanuel Macan im östböhmischen Pardubice geboren. Schon als Kind musikalisch interessiert, entwickelt er in jungen Jahren ein Talent für das Klavierspielen und eine Freude daran, Stücke zu komponieren. Ein unglücklicher Unfall nimmt dem jungen Karel zwar schon früh die Sicht auf einem Auge – nicht aber den Willen, sich fortzubilden und gesellschaftlich einzubringen. Nach dem Umzug aus Pardubice nach Prag besucht Karel dort das Gymnasium und später das tschechische Polytechnikum. Während er sich in einer technischen Ausbildung wohlfühlt und ein strebsamer Student der Chemie wird, passiert bald das nächste Unglück: mit gerade einmal neunzehn Jahren erblindet Karel auch am zweiten Auge. Quellen über den Hergang gehen hierbei auseinander. Entweder durch einen Unfall mit einer schlecht platzierten Spritze oder im Zuge einer misslungenen Operation geblendet, bleibt Karel vor der plötzlichen Entscheidung zurück, wie er den weiteren Lebensweg als blinder Mensch anlegen solle.

Jahre mit der Musik

Die Idee des Vaters, einem Handwerk nachzugehen und mit einem Handwebstuhl Geld zu verdienen, stößt bei Karel auf Ablehnung. Zu groß sind die Pläne und Ideen des Tschechen, außerdem besinnt er sich auf die Musik zurück. Mit Eifer beginnt er das Studium an einer Orgelschule und wird Privatschüler des wichtigen Tschechischen Komponisten Zdeněk Fibich. Die damals entstandenen Vokal- und Instrumentalkompositionen zeichnen sich durch ihre Komplexität aus und werden wohlwollend aufgenommen, dennoch reicht es nicht, den Lebensunterhalt alleinig durch die Musik zu bestreiten.

Als ein Verwandter Karel den Vorschlag macht, an dem Klars Blindeninstitut in Prag als Lehrer tätig zu werden, nimmt er die neue Herausforderung an. In enger Zusammenarbeit mit dem Direktor bringt sich Karel auf verschiedenen Ebenen im Institut ein und kommt auf seinem Weg der Weiterbildung auch nach Wien, um an einem Kurs für Blindenlehrer teilzunehmen.

Lesen, Schreiben, Weiterbilden

Hatte es Louis Braille zur Zeit Macans schon zu posthumer Anerkennung geschafft, fertigt Karel 1885 ein eigenes Werkzeug zum Schreiben in Blindenschrift an und verbesserte auch das System des Noten-Schreibens und –Lesens. Die Leseförderung für blinde Menschen ist ihm als Mittel der Weiterbildung ein wesentliches Werkzeug. So wird Karel nicht nur der Begründer des Magazins „Zora“, das auch heute noch Teil von Czech Blind United ist und Gründervater der 1918 ins Leben gerufenen Bibliothek "Czech Printing for the Blind", er engagierte sich am Feld der Förderung von blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern, lehnt zwar den Posten des Direktors des Klar-Instituts ab, wird allerdings Bildungsadministrator, der das Klar-Institut maßgebend mitgestaltet. Neben der Verfassung eines Lehrwerks und der Ankurbelung der Presse für blinde und sehbehinderte Menschen, setzte Karel sich auch für die Rehabilitation von Soldaten ein, die im ersten Weltkrieg das Augenlicht verloren und lehrt sie das Lesen und Schreiben.

Musiker und Esperantist

Karel heiratet seine langjährige Lebensgefährtin Libuse Heidelberg im Alter von 38 Jahren und bleibt bis an sein Lebensende auch als Komponist aktiv. Zusätzlich zu den vielen Werken, die er hinterlässt und die leider zum größten Teil in Vergessenheit geraten sind, macht er sich als aktiver Esperantist auch um die Universalsprache bemüht.

1922 gründet Karel die Macan Gesellschaft der Tschechischen blinden Esperantisten (SOČNE), nachdem er im Jahr davon den ersten internationalen Kongress der blinden Esperantisten in Prag organisiert hatte.

Am 6. Februar 1925 schließlich stirbt Karel E. Macan in Prag. Sein großer Einsatz für blinde und sehbehinderte Menschen in Tschechien und Europa und sein unermüdliches Schaffen setzen ihm auch heute noch ein Denkmal.

In Prag wird im Februar 2018 eine Konferenz zu K.E.Macan und der heutigen Situation der Braille-Schrift abgehalten.

(Tschechisch) Homepage der tschechischen Blindenunion:
https://www.sons.cz/

 

Literatur und weiterführende Links zu Karel Emanuel Macan:

(Tschechisch) František Cinger: Karel Emanuel Macan: Hold muži, který nevidomé učil poznávat svět

Esperanto-Wikipediaseite über Karel Emanuel Macan:
https://eo.wikipedia.org/wiki/Karel_Emanuel_Macan

 

(Englisch) Link zu einer Info-Seite über das K. E. Macan Library and Printing House for the Blind:
https://www.expats.cz/en/prague/czech/libraries/kemacanlibraryandprintinghousefortheblind/

 

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