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BSVÖ im Fokus EU-Wahl IV: „Ja, natürlich mach‘ ich mein Kreuzerl für ein soziales Europa“

  • EU Wahl © BSVÖ

Anna ist sehbehindert und lebt mit ihrem Dackel in einer kleinen Wohnung. Den Wahltag hat sie sie sich schon lange in den digitalen Kalender eingetragen. Die Seniorin erinnert sich an früher, als sich die Familie am Wahltag fein rausgeputzt hat und erzählt, warum sie für ein soziales Europa auch gern Überzeugungsarbeit leistet. 

„Früher“, erzählt sie „haben wir uns alle fesch gemacht. Der Papa du mein Bruder im Sonntagsanzug, die Mama sehr schick im Kostüm. Dann sind die Eltern wählen gegangen und nachher gabs ein Mittagessen im Ort.“

Als sie selbst wählen durfte, war das für sie ein wichtiger Punkt in ihrem Leben. „Ich habe mich erwachsen gefühlt und war stolz, als man im Wahllokal meinen Namen aufgerufen hat“, erinnert sich die 76 Jährige zurück. „Ich war immer politisch aktiv. In Vereinen und in Gruppen, hab für verschiedene Magazine geschrieben und Veranstaltungen mitorganisiert. Meine Sehbehinderung hat mich davon nicht abgehalten, auch wenn es nicht immer leicht war.“

Heute sei es einfacher, weil Wahlen barrierefrei stattfinden müssen. „Früher bin ich manchmal noch mit meiner besten Freundin in die Wahlkabine gegangen. Jetzt gibt es Stimmzettelschablonen, die das Wählen erleichtern“, hält Anna fest. Bei Fragen zur Wahl habe ihr außerdem ihre Landesorganisation des BSVÖ weiterhelfen können. Sie bekam alle notwendigen Infos vorab auch als DAISY-CD und konnte sich so gut einlesen.

Gerhard, ein alter Freund von Anna, war nicht so überzeugt davon, dass das Wählen ihm etwas bringen würde. „Aber Anna hat ja keine Ruhe gegeben. Jeden Tag ist sie mir damit in den Ohren gelegen, wie groß die Auswirkungen der Wahl auf mich sein können“, erinnert er sich lachend. „Na dann geh ich halt wählen. Schaden wird’s nicht.“

Für ein sozial gerechtes Europa

Tatsächlich wird die Wahl auch die Zukunft eines sozialen Europas mitbestimmen. Welche Verbesserungen sich in puncto Diversität, Chancengleichheit und Förderungen durchsetzen werden, steht derweil noch in den Sternen. Konzepte sind allerdings schon jetzt vorhanden. Im Manifest des Europäischen Behinderteforums werden u.a. folgende Punkte festgehalten:

  • Einrichtung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgarantie für Menschen mit Behinderungen nach dem Vorbild der erfolgreichen Jugendgarantie, um Finanzmittel und Unterstützung bereitzustellen, damit Menschen mit Behinderungen gleichberechtigten Zugang zu allgemeinen Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten haben, einschließlich Selbständigkeit und Unternehmertum. Die Garantie sollte auch Unterstützung bieten, um jedes Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramm vollständig integrativ und zugänglich zu machen.
  • Sicherstellung eines angemessenen Budgets für die Kohäsionspolitik im nächsten EU-Haushalt (mehrjähriger Finanzrahmen) und Bereitstellung von Mitteln speziell für die soziale Integration von Menschen mit Behinderungen.
  • Ergreifung von Maßnahmen, um die Entwicklung einer Reihe von personenzentrierten Unterstützungsdiensten in den Gemeinden für ein unabhängiges Leben zu fördern, einschließlich persönlicher Hilfe und gut ausgebildeter und angemessener Arbeitskräfte. Darüber hinaus sollten Präventivmaßnahmen gegen die Heimunterbringung von Kindern und Familien ergriffen werden, indem für eine frühzeitige Erkennung, frühkindliche Intervention und Unterstützung der Familien gesorgt wird.
  • Finanzierung von Ausbildungsprogrammen für junge Menschen mit Behinderungen, um ihnen den Übergang in den offenen Arbeitsmarkt zu erleichtern, und Abschaffung von unbezahlten oder unterbezahlten Praktika und Werkstudententätigkeiten. Besonderes Augenmerk auf Berufsausbildung, Schulung in digitalen Fähigkeiten, berufliche Umschulung, Anerkennung von Fähigkeiten, Berufsberatung und Unterstützung.
  • Unterstützung der Mitgliedstaaten in ihren Bemühungen, sicherzustellen, dass alle Lernenden mit Behinderungen ihr Recht auf eine hochwertige, integrative Bildung mit individueller Unterstützung im allgemeinen Bildungssystem und durch zugängliches Online-Lernen wahrnehmen können. Von der EU geförderte Initiativen für lebenslanges Lernen sollten auch für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein.
  • Verabschiedung gesundheitsbezogener Initiativen, die den Zugang zu den höchsten Gesundheitsstandards für Menschen mit Behinderungen in allen Mitgliedstaaten gewährleisten. Die Gesundheitspolitik sollte einen Menschenrechtsansatz für Menschen mit Behinderungen verfolgen, auch in den Bereichen Krebsprävention und -behandlung, psychische Gesundheit sowie sexuelle und reproduktive Gesundheit.
  • Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens von Menschen mit Behinderungen und ihren Familienangehörigen im Rahmen des umfassenden EU-Konzepts für psychische Gesundheit.
  • Unterstützung des Rechts von Menschen mit Behinderungen, eine Familie zu gründen, sowie ihrer gleichen Rechte in Bezug auf Ehe, Elternschaft und Beziehungen.
  • Entwicklung einer europäischen Strategie zur Bekämpfung der Einsamkeit, die auch die Situation älterer Menschen mit Behinderungen berücksichtigt.

Neugierig auf mehr? Die gesamte List finden Sie unter: https://www.behindertenrat.at/aktuelles/eu-wahl-2024/manifest-des-europaeischen-behindertenforums-zu-den-europawahlen-2024/ 

Zum BSVÖ Wahlenschwerpunkt gelungen Sie hier: https://www.blindenverband.at/de/information/wahlen 

 

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