BSVÖ im Fokus: barrierefreie Mobilität III – Wegweiser für alle Sinne
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Bild: Logo BSVÖ. BSVÖ im Fokus: barrierefreie Mobilität. "Wegweiser für alle Sinne." Grafik einer Person in gelbem Outfit mit Rucksack, die mit Langstock unterwegs ist.
Links, rechts oder doch durch die Mitte? Nicht immer weiß man, wo’s lang geht. Für blinde und sehbehinderte Menschen ist das Finden des richtigen Weges mit besonderen Herausforderungen verbunden. Im Fokusthema blicken wir deswegen auf Linien, Punkte und tastbare Schriften, die aus der Barrierefreiheit nicht wegzudenken sind.
Wer sicher und ohne Umweg ans Ziel kommen will, muss seinen Weg kenn. Blinde- und sehbehinderte Menschen haben persönliche Strategien, sich im unbekannten Raum zu orientieren und um möglichst selbstbestimmt anzukommen. Taktile Bodeninformationen (TBI) in Form von Leitlinien oder auch taktile Beschriftungen sind hilfreichen Wegweiser inklusiver Räume.
Linienführungen
Wer aufmerksam im öffentlichen Raum unterwegs ist, wird sie schon bemerkt haben: parallele Linien, die in öffentlichen Gebäuden, an Bahnsteigen oder auch auf Gehsteigen am Boden entlang führen. Diese taktilen Bodeninformationen (TBI) oder auch „Leitlinien“ sind aber nicht bloße Dekoration, sondern wichtige Navigationspunkte. Sie dienen dazu, eine möglichst sichere und selbstbestimmte Orientierung zu ermöglichen, indem sie Wegführungen anzeichnen und auf Gefahrquellen, etwa Treppen oder Kreuzungen, aufmerksam machen. Blinde und sehbehinderte Menschen können sich an diesen Linien orientieren und theoretisch darauf vertrauen, dass sie zu einem bestimmten Ziel führen. Ob Aus- oder Eingänge, Terminals, Verbindungsgänge, Straßenüberquerungen. Ob WC-Anlagen oder Schalter; Leitlinien sind grundlegende Orientierungsmittel.
Verwenden, nicht verstellen
Wer Leitlinien verstellt, behindert Menschen, die sich an den TBI orientieren und sorgt für potentiell gefährliche Situationen. Blinde und sehbehinderte Menschen können im schlimmsten Fall über Barrieren stolpern und sich verletzen, aber auch Ausweichmanöver können zu Unfällen führen. Deswegen gilt: Werbeschilder, Sitzgelegenheiten, Koffer, Kinderwägen, etc. haben nichts auf den TBI verloren. Und auch wartende Menschen sollten sich einen anderen Platz suchen!
Tastbar
Taktile Bodeninformationen werden in der Regel mit dem Langstock oder auch durch ihren Niveauunterschied mit den Füßen ertastet. Aber auch die Hände haben alle Hände voll zu tun, wenn es um barrierefreie Navigation geht: taktile Schrift, Symbole zu Richtungsangaben oder natürlich Braillebeschriftungen kommen an Handläufen oder auf Lageplänen zum Einsatz und ermöglichen so selbstbestimmte Orientierung. Aber Achtung: wird nicht darauf aufmerksam gemacht, dass Raumpläne oder andere Informationen auch in barrierefreier Form vorliegen, so werden sie in der Regel nicht gefunden. Es ist also sinnvoll, darauf hinzuweisen, bzw. Leitsysteme direkt zu taktilen Informationen führen zu lassen.
Hörbar
Auch auditive Signale dienen der Orientierung. Besonders weit bekannt sind diese etwa in Form von akustischen Ampeln, die eine sichere Überquerung von Straßen ermöglichen. Aber auch als akustische Wegweiser werden auditive Signale in verschiedenen Räumen und Situationen eingesetzt, um die Orientierung zu ermöglichen. Zu hören sind diese etwa in barrierefreien Aufzügen aber auch im öffentlichen Verkehr in Form von Stationsansagen.
Digital gelenkt
Wachsende Digitalisierung, smarte Geräte und der immer weiter verbreitete Einsatz von KI hat in den letzten Jahren viele Navigationssysteme auf den Markt gebracht, die blinden und sehbehinderten Personen eine sichere und selbstbestimmte Mobilität erleichtern sollen. Die Angebote reichen von relativ simplen Handyapps mit Sprachausgabe bis hin zu komplexen Systemen, die blinde und sehende Menschen zusammenbringen. Der Erfolg der Angebote hängt oft vom persönlichen Geschmack der Nutzer:innen und deren technischer Geräte ab. Eine relativ schnelle Marktentwicklung aber sorgt für viele Neuerungen und Verbesserungen bestehender Navigationssysteme.
Mehrsinne kann mehr
Wie auch immer Wegweiser schlussendlich ausgeführt sind: wichtig ist, dass sie im Sinne der Barrierefreiheit mehr als nur einen einzigen Sinn ansprechen. Ein Wegweiser, der nur gesehen werden kann, reicht ebenso wenig aus, wie einer, der nur gehört werden kann, um wirklich allen Menschen ein inklusives Weiterkommen zu ermöglichen.
Mehrsinne Mittwoch und digitaler Dienstag
Kennen Sie die BSVÖ-Rubriken zur Barrierefreiheit von DI Doris Ossberger, der langjährigen Leiterin der Kompetenzstelle für Barrierefreiheit des BSVÖ? Hier können Sie nach Herzenslust schmökern!
Mehrsinne Mittwoch: https://www.blindenverband.at/de/barrierefreiheit/Mehrsinne_Mittwoch
Digitaler Dienstag: https://www.blindenverband.at/de/barrierefreiheit/Digitaler_Dienstag