Formular für Anfragen

Newsletter Anmeldung

BSVÖ am Tag der Menschen mit Behinderungen: 30 Jahre Luxusprobleme?

Am dritte. Dezember jeden Jahres wird der Tag der Menschen mit Behinderungen begangen und das nun seit 30 Jahren.Ein Blick zurück zeigt, dass sich viel getan hat in den letzten drei Dekaden. Allerdings war es kein leichter Weg. Fortschritte kamen nur zustande, weil sie von Menschen mit Behinderungen eingefordert werden mussten und weil sich Aktivist:innen, Behindertenrechts- und Selbsthilfeorganisationen unermüdlich für den Abbau von Mängeln und Barrieren eingesetzt haben. Aber selbst, wenn Missstände über Jahre hinweg aufgezeigt und Lösungsansätze von Expert:innen vorgeschlagen wurden, bedeutet das noch lange nicht, dass auch wirklich etwas weitergeht. Von der inklusiven Gesellschaft sind wir noch lang entfernt.

Hürdenläufe

Nach wie vor bestehen unzählige Barrieren, die ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderungen erschweren oder in vielen Fällen sogar unmöglich machen. Sie können groß und offensichtlich sein, wie etwa bauliche Mängel, die die selbstständige Mobilität beschränken. Sie können im Digitalen liegen und in der Form nicht bedienbare Online-Services und Apps auftreten. Sie können aber auch strukturell vorhanden sein und so tief verankert ganz besonders schwierig zu beseitigen sein. Für sie alle aber gilt: Barrieren verhindern selbstbestimmtes Leben. Barrieren exklusiveren. Barrieren diskriminieren.

 

Bereitschaft zur Inklusion

Dass auch 30 Jahre nach dem ersten Begehen des Tags der Menschen mit Behinderungen große Themen wie Bildung, Arbeit und faire finanzielle Unterstützung Brennpunkte sind, zeigt, dass es sich Österreich nichts bequem machen darf auf den Verdiensten der Vergangenheit. Das hat nicht zuletzt die zweite Staatenprüfung aufgezeigte, in der 2023 peinlich genau aufgezeigt wurde, in welchen Bereichen die letzte Dekade über keine Unternehmungen gestartet wurden, um Mängel in den Griff zu bekommen und Verbesserungen vorzunehmen. So wundert es nicht, dass in vielen Bereichen an einer grundsätzlichen Bereitschaft zur nachhaltigen und umfassenden Inklusion gezweifelt werden kann. So lange die Expertise von Betroffenen übergangen und die Umsetzung von Neuerungen durch lange Übergangsfristen, Grauzonen und Schlupflöcher hinausgezögert wird und so lange über die Köpfe von Menschen mit Behinderungen hinweg Entscheidungen getroffenen werden, steht es schlecht um das Chancengleichheit Miteinander.

 

Kämpfen für die eigenen Rechte

Selten geschehen positive Neuerungen, wenn diese nicht über lange Zeit gefordert oder sogar eingeklagt werden müssen. Das kostet Zeit, Energie und Nerven aller Beteiligten und bedeutet auch, dass sich Menschen mit Behinderungen gut organisieren müssen, um gehört zu werden. Dachorganisationen wie der Österreichische Behindertenrat, der Monitoringausschuss oder auch die Behindertenanwaltschaft spielen dabei eine grundlegende Rolle. Aber auch Selbsthilfe- und Behindertenorgabisationen sind neben couragierten Aktivist:innen unerlässlich im Getriebe des Fortschritts. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich und seine sieben Landesorganisationen repräsentiert auf nationaler und internationaler Ebene die Forderungen nach nachhaltiger Inklusion blinder und sehbehinderter Menschen. Der Abbau von Barrieren jeder Art ist ein ebenso wichtiger Bestandteil der Verbandsarbeit, wie der direkte Kontakt zu den Mitgliedern. So trägt der BSVÖ seit 1946 dazu bei, die Lebensrealität von Menschen mit Behinderungen von Barrieren zu befreien - Schritt für Schritt. Dies ist aber nur zu schaffen, wenn sowohl die Regierung als auch die Zivilbevölkerung den Inklusionsgedanken mitträgt und aktiv anwendet.

Norm, nicht Luxus

 

Oft werden Unternehmungen zur Inklusion und Barrierefreiheit als großes Entgegenkommen gesehen, für das Menschen mit Behinderungen dankbar sein sollen und womit sie sich zufrieden zu geben haben. Dass ein inklusives Zusammensein, in dem alle die gleichen Chancen haben, eigentlich die Normalität sein sollte, wird dabei jedoch komplett negiert.

Aus dieser bedenklichen Grundhaltung entstehen viele Probleme. Unter anderem jenes, dass Barrierefreiheit bei der Planung nicht mitgedacht wird. Erst wenn im Nachhinein berechtigte Beschwerden einlangen, wird unter Umständen nachjustiert, was Zeit und Geld verschlingt. Es führt aber auch zu der Einstellung, dass Inklusion nicht die Norm ist, sondern eine Art Goodie. Inkludiert wird auf diese Weise oft nur, wer ins Image und ins Budget passt. Wird dann auch noch über die Köpfe und die Expertise von Betroffenen hinweg entschieden, ist eine nachhaltige und umfangreiche Inklusion meist nicht zu erwarten.

 

Weitermachen?

So lange Missstände in der Gesellschaft bestehen, gleichberechtige Teilhabe, chancengleiche Bildungs- und Ausbildungswege, sichere und selbstbestimmte Mobilität und umfassende Barrierefreiheit nur in der Theorie existieren, ist auch das faire Miteinander nicht mehr als Wunschdenken. So lange wird es auch Aktivist:innen und Organisationen brauchen, die sich für die Rechte und Forderungen von Menschen mit Behinderungen einsetzen, die ihre Position resolut und nachhaltig vertreten und sich dafür einsetzen, dass die inklusive Gesellschaft kein leeres Schlagwort bleibt.

 

Weiterführende Link

 

Der BSVÖ und seine Landesorganisationen: www.bsv-austria.at

 

Inklusionsmarsch: https://www.behindertenrat.at/demonstration/inklusionsmarsch/

 

Behindertenrat: www.behindertenrat.at

 

Behindertenanwaltschaft: https://www.behindertenanwaltschaft.gv.at/

 

Monitoringsausschuss: https://www.monitoringausschuss.at/

 

 

 

 

 

zurück