BSVÖ: Monat des Sehens II – kennen Sie diese Linien?
Monat des Sehens © Bsvö
Logo BSVÖ, Grafik eines Auges. "Monat des Sehens II. Weißt du wirlkich, wo du stehst?"
Wenn am 15. Oktober der Tag des weißen Stocks begangen wird, ist es wieder so weit. Dann stehen Themen rund um Blindheit und Sehbehinderung weltweit im Fokus. Dieses Jahr heißt es in ganz Österreich: Leitlinien bitte freihalten!
Der Tag des weißen Stocks wird seit 1964 dazu genutzt, Blindheit und Sehbehinderung in den Mittelpunkt zu stellen um in der Öffentlichkeit und bei Entscheidungsträger:innen Aufmerksamkeit für verschiedene, grundlegende Angelegenheiten zu generieren.
Als wichtiges Hilfsmittel ist der weiße Langstock neben der gelb-schwarzen Dreipunktschleife ein Gegenstand, der auch von Menschen, die sich nicht intensiv mit Blindheit oder Sehbehinderung auseinandergesetzt haben, erkannt wird. Für viele blinde und sehbehinderte Menschen ist er aber natürlich mehr als das: er ist ein Begleiter im Alltag. Als zuverlässiges Werkzeug wird er zur Orientierungshilfe, der eine selbstbestimmte Navigation im Alltag zulässt.
Unterwegs
Der Langstock als verlängerter Arm lässt diejenigen, die mit ihm unterwegs sind, ihre Umgebung ertasten. So können sowohl Informationen am Boden zur Navigierung als auch Hindernisse erkannt werden. Auch die Beschaffenheit des Untergrunds kann durch die Nutzung des Stockes erkannt werden. Um sich mit dem Langstock möglichst selbstbestimmt und sicher bewegen zu können, nehmen viele blinde und sehbehinderte Menschen an Mobilitätsschulungen teil.
Das große Thema des diesjährigen Tages des weißen Stocks des BSVÖ und seiner Landesorganisationen steht in enger Verbindung zu der Nutzung des Taststockes: Taktile Bodeninformationen und die Wichtigkeit, diese freizuhalten.
Linienführung
Bestimmt haben Sie sie schon bemerkt: mehrere parallele Linien, die in öffentlichen Gebäuden, an Bahnsteigen oder auch auf Gehsteigen am Boden entlang führen. Diese taktilen Bodeninformationen (TBI) oder auch „Leitlinien“ sind aber nicht bloße Dekoration, sondern wichtige Navigationspunkte. Sie dienen dazu, eine möglichst sichere und selbstbestimmte Orientierung zu ermöglichen, indem sie Wegführungen anzeichnen und auf Gefahrquellen, etwa Treppen oder Kreuzungen, aufmerksam machen.
Standpunkte aufmerksam wählen
„Wenn ich auf den TBI unterwegs bin, rechne ich nicht damit, dass mir ein Hindernis in den Weg kommt“, so die Pensionistin Elisabeth M., die sich seit Jahren mit dem Langstock am sichersten fühlt. „Aber manchmal geschieht es doch, dass etwas oder jemand mitten auf den Leitlinien steht! Stellen Sie sich vor, wie das ist: man erwartet freien Weg – und läuft direkt in eine Barriere.“
Einmal war es eine Werbetafel für ein Geschäft, die über die Leitlinien gestellt wurde, einmal ein E-Scooter. „Außerdem bin ich schon mehrmals in Menschen gestoßen, die auf den Leitlinien standen. Vor allem in der Nähe von Haltestellen und auf Bahnsteigen kommt das immer wieder vor“, ärgert sich Elisabeth M. „Manche stellen mit einer Selbstverständlichkeit ihre Koffer auf die TBI oder platzieren sich selbst direkt darauf. Wenn ich auf sie zukomme, weichen sie nicht aus, weil sie entweder nicht aufmerksam sind, oder auch gar nicht wissen, wieso die taktilen Leitlinien für mich so wichtig sind.“ Nach Zusammenstößen leistet Elisabeth zwar Aufklärungsarbeit, nicht immer gelingt es ihr aber, dabei Ruhe zu bewahren. „Die meisten Menschen entschuldigen sich sofort und lernen, dass sie nicht auf den Linien stehen sollen. Manche aber sind überhaupt nicht einsichtig und bleiben einfach stehen.“
Wer Leitlinien verstellt, behindert Menschen, die sich an den TBI orientieren und sorgt für potentiell gefährliche Situationen. Blinde und sehbehinderte Menschen können im schlimmsten Fall über Barrieren stolpern und sich verletzen, aber auch Ausweichmanöver können zu Unfällen führen.
Deswegen rufen der BSVÖ und seine Landesorganisationen zum Tag des weißen Stocks österreichweit dazu auf, Leitlinien frei zu halten und auf keinen Fall zu verstellen. Unter dem Schlagwort „Weißt du wirklich, wo du stehst?“ wird in Kooperationen mit verschiedenen lokalen Verkehrsbetrieben auf die Wichtigkeit verwiesen, Leitlinien frei zu halten und nicht zu blockieren.
Aufpassen, ausweichen
Jede und jeder kann dazu beitragen, dass blinde und sehbehinderte Menschen ungehindert von A nach B unterwegs sein können. Wer seine Umgebung aufmerksam wahrnimmt, Gefahrensituationen vermeidet, indem Leitlinien und andere Orientierungspunkte freigehalten werden und aktiv die eigene Hilfe anbietet, macht es richtig.
Helfen auch Sie mit, für sichere und selbstbestimmte Mobilität zu sorgen, indem Sie TBI nicht verstellen! Scheuen Sie auch nicht davor zurück, andere darauf aufmerksam zu machen, sollten Leitsysteme blockiert werden.