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BSVÖ: Aus die Maus. Webseitenkummer und Screenreader-Expertise.

  • Potenzial Digital © BSVÖ

Selbstbestimmt im Internet unterwegs? Ja, natürlich geht das hin und wieder!
Über Barrieren stolpern? Gehört dazu.
Frustriert an Webseiten scheitern? Geschieht täglich.

Warum das so nicht sein darf und wie Barrieren demoliert werden können.

Hermine K. ist stolz darauf, sich vor einigen Jahren einen PC angeschafft zu haben. Das war Neuland für sie, aber die Seniorin wollte unabhängig von ihrer Tochter ihre Bankgeschäfte erledigen, Infos online zusammensammeln und hin und wieder einen Einkauf über Webstores tätigen. Ihre starke Sehbehinderung erschwerte zwar das Zurechtkommen, Hermine K. ließ sich aber nicht den Mut nehmen und erlernte die Grundlagen mit großem Eifer. „Es hat mir von Anfang an viel gegeben, nicht immer die Tochter anrufen zu müssen, wenn ich etwas brauchte“, sagt sie. „Zwar war es nicht immer einfach, zu verstehen, wie der Hase läuft, aber nach einiger Zeit hatte ich den Dreh raus.“

Womit Hermine K. aber nicht gerechnet hatte, waren die zahlreichen Barrieren, die ihr Surfen im Web schnell wieder zu einem Halt bringen sollten.

„Da kannst du noch so versiert sein. Wenn die Webseite nicht barrierefrei ist, stehst du an!“, klagt die Seniorin.

Hermine K., die sich mittels Screenreader und Tastatur durch den Webcontent navigiert, macht täglich Erfahrungen damit, nicht weiterzukommen.

„Manche Webseiten sind so kompliziert aufgebaut, dass ich nicht durchblicke. Dann wieder verstehe ich den Aufbau, aber Links führen wo hin, wo ich gar nicht hinwollte!“

Manchmal stünde sie auch vor Bildern an, in denen wichtige Infos vermittelt werden, die aber nicht mit einem Alt-Text ausgestattet sind. „Da geht mein Blutdruck jedes Mal rauf“, beschwert sich Hermine K. „Wenn es eine Seite ist, auf der ich zum Spaß unterwegs bin, dann kann ich mich damit noch abfinden. Aber wenn es Internetseiten sind, die ich brauche, um selbstständig leben zu können, dann fehlt mir jedes Verständnis!“

Rechtens?

Verständnis für Webinhalte, die nicht barrierefrei sind, muss Frau K. auch nicht haben, denn es gibt einerseits klare Anforderungen für den barrierefreien Aufbau und andererseits eine Verpflichtung zur Barrierefreiheit, die eindeutig geregelt ist. Sind Webinhalte nicht barrierefrei, so liegt eine Diskriminierung vor, die nicht geduldet werden muss.

In der Praxis aber führen Beschwerden nur schleppend ans Ziel. Oft fehlt es Webcontent-Anbietern selbst am Know-How, wie barrierefreie Seiten denn aufgebaut werden müssen, um allen Nutzenden zu dienen.

Zugleich stoßen Nutzende oft auf Probleme, die sie den Zuständigen nicht so vermitteln können, dass diese auch verstehen, wo der Hund begraben liegt. Dass blinde und sehbehinderte Nutzer:innen mit ihrer berechtigten Kritik oft auf Unverständnis oder Ratlosigkeit stoßen, ist besonders frustrierend.

Landkarten für das digitale Labyrinth

„Ich habe meine eigenen Tricks, wie ich bei manchen Problemen weiterkomme“, sagte Frau K., aber die Umwege würden Zeit kosten und auch nicht mit Sicherheit ans Ziel führen.

Dr. Susanne Buchner-Sabathy, Expertin für digitale Barrierefreiheit, kennt das Problem. Sie weiß, dass Nutzer:innen, die nicht mit der Maus navigieren, sich oft eigene Strategien zurecht gelegt zu haben, um die Barrieren nach Möglichkeit zu umschiffen. Potenzial Digital, der Lehrgang des BSVÖ zu zertifizierten Screenreader-Tester:innen schärft das Bewusstsein dafür, dass es neben diesen privaten Strategien objektive technische Merkmale und eben auch Rechtsansprüche gibt.

„Der Lehrgang vermittelt technisches Hintergrundwissen, das die praktische Erfahrung, die blinde Personen in der Screenreader-Nutzung haben, ergänzt. So können die Absolvent:innen kompetent und gezielt Rückmeldung zur Barrierefreiheit von Apps und Webseiten geben“, so die Expertin.

Doppelte Vernetzung

Potenzial Digital bringt also die Werkzeuge mit, die es braucht, um qualifiziertes Feedback auf Webseiteninhalte zu geben. Im besten Fall führt dies dazu, dass Barrieren seitens der Webseiten-Betreiber:innen erkannt, verstanden und beseitigt werden. Dass es hierfür die Expertise von Menschen braucht, die mit Screenreadern umzugehen wissen, liegt auf der Hand.

Im Kurs werden aber nicht nur die Skills erlernt, die es braucht, um zu Screenreader-Expert:innen zu werden – er bietet auch eine breite Plattform der Vernetzung. Hier trifft man andere Teilnehmende, die vor ähnlichen Problemen stehen und kann sich mit ihnen und mit den Lehrenden austauschen.

Dialog, gemeinsames Lernen, Fragenstellen. Das sind die Grundlagen des Kurses, der handfestes Wissen vermittelt und praxisnah aufgebaut ist.

Anmelden und Profi werden

Sie wollen dabei sein? Dies sind die Eckdaten:

Kursdauer und Unterrichtszeiten

Das Zertifikatstraining findet in der Zeit von 12.09. bis 05.12.2023 jeweils am Dienstag von 16:00 bis 18:00 online über die Plattform Zoom statt. Die Prüfungsgespräche werden für die Zeit zwischen 08.01. und 12.01.2024 vereinbart. Um zur Prüfung anzutreten und ein Zertifikat zu erhalten, müssen mindestens 80% der Kurseinheiten besucht werde.

22 Lehreinheiten und 22 Selbstlerneinheiten, zusätzlich ein Motivationsschreiben und ein Aufnahmegespräch zur Teilnahme sowie Abschlussprojekt (Bericht, Präsentation, Prüfung): „Qualifizierte:r Screenreader-Tester:in“

Kontaktmöglichkeiten für mehr Informationen

DI Eva Etzenberger, Projektkoordination: eva.etzenberger@blindenverband.at

Dr. Susanne Buchner-Sabathy, Lehrgangsleitung: office@sabathy.at 

www.blindenverband.at

Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich (BSVÖ)

Hietzinger Kai 85/DG

1130 Wien

Weiterleitende Links

Webseite Potenzial Digital: https://www.blindenverband.at/de/barrierefreiheit/PotenzialDigital

Webseite Kompetenzstelle für Barrierefreiheit des BSVÖ: https://www.blindenverband.at/de/barrierefreiheit/Kompetenzstelle

Webseite Susanne Bucher-Sabathy: https://www.sabathy.at/

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