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Einander verstehen - Interview mit Veronika Haupt über Esperanto und die Welt

"Der Durchblick"-Auskoppelung im Fokus

  • Der Durchblick Auskoppelung © BSVÖ

Wie sagt man: "Ich verstehe dich!" in allen Sprachen? Indem man Esperanto lernt! Die Plansprache fasziniert seit über 100 Jahren und öffnet Grenzen. Veronika Haupt, Leiterin der ALBE, der Vereinigung blinder Esperantisten Österreichs, erzählt im Interview von den Anfängen und verrät uns auch ihr Lieblingswort.

Wir verstehen einander über alle Grenzen!

Seit den 1960er Jahren gibt es die ALBE – die Vereinigung blinder Esperantisten Österreichs (Aŭstria Ligo de Blindaj Esperantistoj). Wir haben mit Leiterin Veronika Haupt über Brückenschläge, Weltkongresse und Gendern anno 1887 gesprochen!

Durchblick: Können Sie uns etwas über die Anfänge der ALBE erzählen?

Fr. Haupt: Gegründet wurde sie von Herrn Harald Rader, der sich dafür einsetzte, dass es auch unter blinden und sehbehinderten Menschen einen regen Austausch zur Plansprache Esperanto geben konnte. Er veranstaltete drei Kongresse und regelmäßig wurde die Kassettenzeitschrift „Heroldo el Austrio“ an alle Mitglieder und sogar ins Ausland verschickt. Heute ist Herr Rader immer noch für die Sprache zu begeistern!

Durchblick: Seit wann sind Sie die Leiterin der ALBE, Frau Haupt?

Fr. Haupt: Ich habe die Leitung 2007 übernommen und in den Jahren gab es viele schöne Momente. So fand 2010 der Weltkongress der blinden Esperantisten in Wien statt und es kamen 71 Personen aus 14 Ländern. Dolmetsch brauchte es keinen, denn alle konnten sich unterhalten und mit einander diskutieren. Weitere Treffen organisierten wir mit den Nachbarländern. Wir haben auch viele Esperantofreunde in Ungarn und Tschechien und besuchten einander gegenseitig. Leider hat die Pandemie den persönlichen Austausch gestoppt. 

Durchblick: Wann haben Sie Esperanto für sich entdeckt?

Fr. Haupt: Das war in den 1980er Jahren, da wollte ich etwas Neues lernen. Freunde hatten Esperanto gesprochen und ich beschloss, ebenfalls die Sprache zu lernen. Ich habe es als Autodidakt mit einem Buch gelernt. Bei den gemeinsamen Treffen gab es aber auch Kurse, wo Sprachentwicklung und Grammatik durch eine Esperantolehrerin vermittelt wurden. Die Praxis ist wichtig! Das aktive Sprechen und der Austausch halten die Sprache lebendig.

Durchblick: Gibt es barrierefreie Lehrwerke?

Fr. Haupt: Ja. Das Buch „Esperanto“ von Herbert Mayer etwa kann im BBI (Bundes-Blindeninstitut Wien) in Braille bestellt werden. Damit können die Grundlagen selbstständig erarbeitet werden. Der Esperanto-Blindenverband Deutschlands (EBLOGO) vermittelt ebenfalls Lernmaterial und Lesestoff.

Durchblick: Weshalb ist Esperanto für blinde und sehbehinderte Menschen so interessant?

Fr. Haupt: Esperanto ist sehr leicht zu lernen und bietet sich als Medium zur internationalen Kommunikation an. Die ALBE hat weltweite Kontakte ermöglicht. Vor allem mit den Ländern des Ostens, in denen vorrangig Russisch, aber damals kaum Englisch gelernt wurde. Da war Esperanto der Brückenschlag. Blinde und sehbehinderte Menschen sind so seit der Entwicklung der neutralen Sprache mit anderen Sprecherinnen und Sprechern auf der ganzen Welt in Kontakt gekommen.

Durchblick: Welches ist ihr Lieblingswort?

Fr. Haupt: Mein Lieblingswort ist „geamikoj“. Das bedeutet Freundinnen und Freunde. Das „j“ am Schluss bildet den Plural, das „ge“ am Anfang zeigt an, dass alle Geschlechter damit gemeint sind. Sie sehen, der Erfinder von Esperanto, Augenarzt Ludwik Lejzer Zamenhof, war sehr fortschrittlich und hat schon gegendert, als er den Grundstein für Esperanto 1887 legte!

Das Interview erschien in "Der Durchblick" 2. Halbjahr 2022

Mehr Lesestoff

Sie möchten noch mehr schmökern? Unter diesem Link gelangen Sie zur Gesamtausgabe des Verbandmagazins "Der Durchblick" des 2. Halbjahres 2022: https://www.blindenverband.at/de/information/durchblick/archiv/1703/Der-Durchblick-2022

Es steht Ihnen der Download als PDF, als Rohtext und auch als Audiofile (MP3) zur Verfügung!

Wenn Sie das Verbandsmagazin abonnieren möchten, so schreiben Sie bitte an: pr@blindenverband.at und lassen Sie uns wissen, in welcher Form (Schwarzdruck, Braille, DAISY) Sie es gerne nach Hause geschickt bekommen würden!

Viel Spaß beim Lesen!

 

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