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BSVÖ Digitaler Dienstag Termine finden: Wie zugänglich sind Doodle-Alternativen?

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Die Frage danach, ob Doodle barrierefrei nutzbar ist, kann man leider nicht pauschal mit „Ja“ beantworten. Von aufmerksamen Menschen folgt als nächste Frage womöglich die, ob es denn etwas Besseres gibt. Gibt es das? Wir haben uns für Sie schlau gemacht!

Wenn ein Jahr einmal so weit fortgeschritten ist wie das heurige, sind die Zeiten vorbei, in denen man bei der Diskussion rund um Termine im nächsten Jahr leichtfertig und belustigt sagen kann: „Da hab‘ ich noch überall Zeit!“. Legt man auf das Dabeisein Wert, ist man also gut beraten, sich an der Terminfindung aktiv zu beteiligen. Um einem zeitraubenden Hin und Her im Zuge mündlicher Verhandlungen zu entgehen, wird insbesondere in größeren Gruppen gerne auf die Terminfindungsanwendung „Doodle“ zurückgegriffen. Das Problem dabei: Je nachdem, wie die Umfrage gestaltet ist, ist Doodle nicht unbedingt barrierefrei nutzbar.  

Was soll es können?

Im Prinzip erfolgt die Terminfindung durch entsprechende Anwendungen in drei Schritten: Eine Reihe von Terminvorschlägen wird gemacht, alle potenziellen Teilnehmer:innen tragen ein, wann sie verfügbar sind, und am Ende wird übersichtlich dargestellt, welcher Termin für die meisten Teilnehmer:innen passt. Innerhalb dieses groben Rahmens gibt es noch ein paar Aspekte, die zur einwandfreien Funktion des Tools relevant sind. Zunächst einmal muss nicht nur das Teilnehmen, sondern auch das Erstellen einer solchen Terminumfrage vollständig zugänglich sein. Inwieweit die Einträge der jeweils anderen von den Teilnehmenden eingesehen werden können, hängt von den Einstellungen ab, die der/die Ersteller:in der Umfrage vornimmt. Generell gilt aber: Was für sehende Teilnehmer:innen ersichtlich ist, muss es auch genauso für all jene sein, die blind sind oder eine Sehbehinderung haben. Auch andere „Spezialeinstellungen“ und deren Auswahl müssen für alle gut bedienbar sein. Das könnte beispielsweise die Auswahl von drei Antwortmöglichkeiten („ja“, „nein“, „wenn es sein muss“) sein. Zu guter Letzt ist es natürlich wichtig, dass alle Teilnehmenden auch das Ergebnis der Terminumfrage erfahren. Das muss allerdings nicht zwangsläufig als Bestandteil der Anwendung umgesetzt sein – meist wird der Termin, auf den die Wahl gefallen ist, einfach anschließend per E-Mail verkündet.

Die Köpfe hinter dem Testbericht

Der Digitale Dienstag war von der ersten Ausgabe an Teamwork: Susanne Buchner-Sabathy, ihres Zeichens Webaccessibility Expertin, liefert im Wesentlichen die Fakten und Doris Ossberger, die sich hinter dem „Ich“ in den Texten verbirgt, erstellt daraus die Newsletterartikel. Dieses Mal steckt hinter den Testergebnissen ein ganzer Expert:innen-Pool. Genauer gesagt haben einige der Absolvent:innen unseres Zertifikatslehrgangs zum/zur qualifizierten Screenreader-Tester:in gemeinsam mit Susanne Buchner-Sabathy, die die Umfrage erstellt hat, im Rahmen der Koordination eines Netzwerktreffen zum internen fachlichen Austausch zwei Doodle-Alternativen getestet: Xoyondo und Termino.

Ohne Umfrage keine Teilnahme

Deshalb schauen wir uns einmal an, wie es um die Zugänglichkeit der beiden Tools aus Organisator:innenperspektive steht. Der Ablauf zum Erstellen einer Umfrage ist bei beiden ähnlich: Zunächst gilt es den Menüpunkt „Erstellen“ bzw. „Abstimmung erstellen“ zu finden und auszuwählen. Ist das gelungen, erscheint ein Formular, bei dem man verschiedene Eckdaten wie Titel der Terminabstimmung, den eigenen Namen, eine E-Mail Adresse, den Ort der Veranstaltung und sonstige beschreibende Texte eingeben kann. Manche Angaben sind optional, manche verpflichtend – und das ist auch gekennzeichnet. Als nächstes folgt der zentrale Teil: die Auswahl von Terminvorschlägen. Dabei können entweder nur Tage oder ein oder mehrere Uhrzeiten bzw. Zeitfenster an bestimmten Tagen vorgeschlagen werden. Danach können verschiedene weitere Optionen gewählt werden: zum Beispiel dass die Einträge der Teilnehmer:innen nur für den/die Ersteller:in einsehbar sind, dass neben „ja“ und „nein“ auch „vielleicht“ ausgewählt werden kann oder dass die Teilnehmenden nur je einen Termin auswählen können. Ist das alles erledigt, wird ein Link zur Umfrage erstellt, der dann per E-Mail an die Teilnehmenden versendet werden kann. Bei Xoyondo ist dieses Formular auf mehrere Seiten für einzelne Schritte aufgeteilt, zwischen denen man mit „Weiter“ und „Zurück“ Buttons hin und her navigieren kann. Bei Termino ist das gesamte Formular auf einer Seite abgebildet – nur der Link wird auf einer neuen Seite angezeigt, die sich öffnet, wenn alle Einstellungen vorgenommen wurden.

Ambivalentes Zwischenergebnis

Eines sei vorweg gesagt: Soweit bedienbar, dass man eine Umfrage erstellen kann, sind beide getesteten Tools. Damit sind sie prinzipiell gute Alternativen zu Doodle, wo insbesondere das Erstellen einer Umfrage mit Screenreader nicht wirklich möglich ist. Die Unterschiede in der Beurteilung ergeben sich vor allem je nachdem, ob man mit dem Screenreader unterwegs ist oder sehend mit der Tastatur navigiert.

Bei der Nutzung mit dem Screenreader schneidet Xoyondo deutlich besser ab, weil es trotz einiger kleinerer Unstimmigkeiten einfacher zu bedienen ist. Termino ist auch nicht schlecht konzipiert, aber Datums- und Zeitauswahl sind kompliziert und teilweise verwirrend gestaltet.

Nutzt man die Tools sehend mit der Tastatur, funktioniert Termino bei weitem besser. Und nicht nur das: bei Xoyondo sind in dem Fall nicht einmal alle Funktionen verfügbar. Während bei Termino alles problemlos mit der Tastatur angesteuert werden kann und visuell auch sehr übersichtlich gestaltet ist, können bei Xoyondo manche Elemente mit der Tastatur gar nicht erreicht werden. Es ist daher zum Beispiel nicht möglich, Termine für bestimmte Uhrzeiten anzubieten, und auch die Schaltfläche „weitere Optionen“ bei den Einstellungen kann nicht ausgewählt werden. Dahinter verbergen sich Einstellungsmöglichkeiten wie z.B. die Angabe eines Veranstaltungsorts, die Erlaubnis zur Abgabe von Kommentaren für die Teilnehmenden oder auch dass man über neue Einträge per E-Mail informiert wird.

Ein Detail, das Xoyondo bei Nutzung mit Tastatur für sehende und Screenreader-Nutzer:innen gemeinsam hat, ist, dass die Schaltfläche, mit der der Umfragelink kopiert werden kann, nicht ansteuerbar ist. Das ist aber halb so schlimm, weil Sie die URL selbst auswählen und mit der Tastenkombination Alt C kopieren und in Ihrer Mail mit Alt V einfügen können.

Ohne Antworten keine Terminfindung

Und deshalb ist es natürlich genauso wichtig, dass man ohne Stolperfallen und gröbere Verletzungen an der Umfrage teilnehmen kann. Wie sieht das mit dem Screenreader aus? Sechs der 13 seit vergangenem Juli zertifizierten Screenreader-Tester:innen haben es für uns ausprobiert. Obwohl die Erfahrungen je nach Testumgebung im Detail etwas variieren, zeigt sich eine Tendenz: in den Grundfunktionen bedienbar dürften beide Tools sein, obwohl man von kompletter Barrierefreiheit bei keinem von beiden sprechen kann. Termino wurde vom Großteil der Tester:innen bevorzugt. Dass Xoyondo schlechter abgeschnitten hat, hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens gibt es einen Cookie-Dialog, der mit dem Screenreader nicht angesteuert werden kann. Da man aber auch ohne ihn zu beachten Eintragungen in der Umfrage vornehmen kann, ist er zwar lästig, aber kein Hindernis. Tatsächlich in der Funktion eingeschränkt ist Xoyondo bei der Nutzung mit Screenreader aber, wenn man erkennen möchte, wofür andere Teilnehmende sich eingetragen haben, oder seinen eigenen Eintrag noch einmal sichten will – und das in einer Umfrage, in der diese Information grundsätzlich nicht für Teilnehmende verborgen wurde. Außerdem als störend wurden die Werbeeinblendungen bei Xoyondo empfunden, die es bei Termino nicht gibt.

Bei sehender Tastaturnutzung ist das Eintragen bei beiden Tools gleichermaßen möglich. Bei Xoyondo ist der Fokus allerdings deutlich schlechter sichtbar, was die Bedienung etwas mühsam macht. Einen Mangel haben Xoyondo und Termino bei der Nutzung mit Tastatur – egal ob sehend oder mit Screenreader – gemeinsam: Es ist nicht möglich, den eigenen Eintrag zu bearbeiten oder zu löschen, denn die Schaltflächen sind ausschließlich mit der Computermaus bedienbar.

Fazit: Nicht perfekt, aber den Versuch wert

Sie haben es beim Lesen sicherlich gemerkt: Eine klare uneingeschränkte Empfehlung können wir weder für Xoyondo noch für Termino guten Gewissens abgeben. Keine der beiden Anwendungen entspricht in puncto Barrierefreiheit allen Regeln der Kunst und dort, wo etwas gut umgesetzt wurde, greift es nicht bei allen Systemvoraussetzungen gleichermaßen. Dennoch können wir zusammenfassen: Zumindest das simple Erstellen einer Umfrage und das Abgeben einer einfachen Rückmeldung ist bei beiden Tools möglich – und das ist schon mehr als man von Doodle gewöhnt ist. Wenn Sie eine Umfrage erstellen möchten, sind sie als Screenreader-Nutzer:in vermutlich mit Xoyondo besser beraten und als sehende:r Tastaturnutzer:in mit Termino. Um möglichst allen Teilnehmer:innen den Einblick in die Einträge der anderen zu gewähren, dürfte Termino etwas verlässlicher funktionieren. Aber auch mit Xoyondo sollte es möglich sein, dem manuellen Einsammeln und Koordinieren von Rückmeldungen zwecks Terminfindung weitgehend auszuweichen.

Kontakt

Hat Ihnen etwas gefehlt oder wollen Sie Ihre Erfahrungen mit Terminumfragen teilen? Sie erreichen Doris Ossberger ab sofort unter do@wortklaviatur.at

Für die fachlichen Beiträge zu diesem Artikel bedanken wir uns ganz herzlich bei Josef Baumgartner, Susanne Buchner-Sabathy, Julian Gimplinger, Gerhard Gschaider, Manfred Sponseiler, Bianca Vonmetz und Monika Weinrichter!

 

 

 

 

 

 

 

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