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Schwarz auf Weiß in Stein gemeißelt: Kompetenzstelle für Barrierefreiheit des BSVÖ über Wortklauberei und Barrierenabbau

"Der Durchblick"-Auskoppelung im Fokus

  • Kompetenzsstelle für Barrierefreiheit © offene Lizenz

Die Kompetenzstelle des BSVÖ hat starke Oberarme und eine große Klappe. Beides wird auch bitter benötigt, denn Barrieren gehören ebenso konsequent abgetragen, wie öffentlich thematisiert. Wie der Spagat zwischen Reden und Tun gelingt, erzählt DI Doris Ossberger, Leiterin der Kompetenzstelle des BSVÖ im Verbandsmagazin "Der Durchblick".

Schwarz auf Weiß in Stein gemeißelt

Leeres Gerede und Wortklauberei? Wie Texte Barrieren abbauen.

Das Referat für barrierefreies Bauen heißt jetzt „Kompetenzstelle für Barrierefreiheit“. Böse Zungen könnten behaupten, das sei nur ein Akt der Fassadengestaltung. Ist es selbstverständlich nicht – wo kämen wir da hin? Tatsächlich ist es die Anpassung einer Überschrift an den Inhalt: Unsere Expertise umfasst mittlerweile weit mehr als nur bauliche Barrierefreiheit – teils durch langjährige Erfahrung, teils durch Mitarbeit ausgewiesener Expert:innen.

Expertise für eh alles

Auch die alte Bezeichnung hat niemanden daran gehindert, von der Einrichtung des BSVÖ Expertise zu allen möglichen und unmöglichen Themen zu erwarten. Ebenso wenig hat sie uns davon abgehalten, dieser Nachfrage mit höchster Gewissenhaftigkeit nachkommen zu wollen. Ich erinnere mich immer wieder gerne an eine Anfrage zu den Anfangszeiten des Referats für barrierefreies Bauen. Verzweifelt versuchte ich damals zu eruieren, was mit der Frage überhaupt gemeint war. Dann fand ich heraus, dass sie in der Annahme gestellt wurde, dass es sich beim „ÖBSV“ um den Österreichischen Bogensportverband handle. In diesem Fall war mit einem Schlag sehr klar, dass mir kein Zacken aus der Krone brechen würde, wenn ich mit dem genannten Fachbegriff nichts anfangen und die Frage dazu nicht beantworten könnte. In fast allen anderen Fällen gab und gibt es aber einen Anlass, sich in irgendeiner Form zuständig zu fühlen und als Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen mit Fachwissen aufwarten zu können. Und wenn nicht damit, dann doch zumindest mit dem unbändigen Streben danach.

Das Mindeste, das man tun kann

Der Satz „Tue Gutes und rede darüber!“, dem man im Zusammenhang mit PR unweigerlich begegnet, ist mir ziemlich unsympathisch. Wahrscheinlich deshalb, weil er mir allzu sehr nach gönnerhafter Mitleidsmentalität klingt. Und nach Fassade, ohne die das, was dahinter ist, nichts wert wäre. Und überhaupt, wie anmaßend ist es zu behaupten, man wüsste, was „gut“ ist bzw. ausgerechnet das, was man selbst tut, wäre es. Vielleicht tue ich dem armen Satz aber Unrecht, denn immerhin erleben wir Tag für Tag in verschiedensten Situationen, wie Worte dafür sorgen können, dass sich Realitäten manifestieren. Es kann einen also durchaus auch in einer Sache weiterbringen, sich zunächst einmal einfach nur dazu zu äußern. Mit etwas Glück werden dadurch Steine ins Rollen gebracht. Man muss sie nur auffangen und etwas daraus bauen, damit sie nicht davon kullern.

Aktiver Newsletterbetrieb

Doch genug metaphorisiert. Was hat das Ganze mit der Kompetenzstelle für Barrierefreiheit zu tun? Ziemlich viel, denn hier wird so einiges an Schriftstücken produziert, mit denen etwas bewegt werden soll. Und gerade dieses „Mindestmaß an Initiative“ ist etwas, worauf wir im Laufe des vergangenen Jahres begonnen haben, einen Schwerpunkt zu legen: durch Bespielen des BSVÖ Newsletters. Besonders in der digitalen Welt, so haben wir uns gedacht, gibt es so viel Spannendes zu entdecken, so vieles, das im Alltag bereichernd oder sogar nützlich ist, wenn man nur davon weiß. Und gleichzeitig doch auch so viele unnötige Steine, die im Weg herum liegen und relativ einfach zur Seite gekickt werden könnten, wenn nur auf sie aufmerksam gemacht würde.

Deshalb haben wir kurzerhand beschlossen, die monatliche Rubrik „Digitaler Dienstag“ ins Leben zu rufen. Wir äußern uns. Nicht mehr und nicht weniger. Aber alleine dadurch bringen wir Dinge ins Gespräch, geben Leserinnen und Lesern die Möglichkeit mitzureden und legen den Grundstein für weitere, größere Initiativen. Und weil uns das im digitalen Bereich so viel Freude und Erfolg gebracht hat, gibt es seit dem Frühjahr auch den „Mehrsinne Mittwoch“, damit auch die Themen rund um Barrierefreiheit außerhalb der digitalen Welt zum Zug kommen.

Nix dahinter? Fehlanzeige!

Wenn wir von Fundamenten reden: Worauf ist eigentlich die umfassende Expertise begründet, mit der wir uns rühmen? Im baulichen Bereich – und da sprechen wir auch ganz viel von sicherer Mobilität im Straßenverkehr – ist es das Gremium für Mobilität und Infrastruktur (GMI), das letztendlich hinter allem steht, was wir hervorbringen. In diesem Gremium arbeiten Expertinnen und Experten mit, die sehr viel mehr als nur ihre persönliche Erfahrung aus dem Leben mit Blindheit oder Sehbehinderung beitragen, um sich gemeinsam Meinungen und Positionen zu erarbeiten, die es dann österreichweit zu vertreten gilt. Zusätzlich gehören Orientierungs- und Mobilitätstrainer:innen zu unserem Team und unterstützen mit ihrem einzigartigen Wissen.

Frau Dr. Susanne Buchner-Sabathy ermöglicht uns als Expertin für Webaccessibility, auch diesen Bereich hochprofessionell abzudecken. Sie hat zum Beispiel die Ausbildung zu zertifizierten Screenreader-Tester:innen ins Leben gerufen. Dadurch wird es künftig mehr Personen geben, die qualifizierte Aussagen zur Zugänglichkeit digitaler Medien aus Perspektive blinder und sehbehinderter Nutzer:innen machen können.

Bunter Blumenstrauß an Texten

Meine Aufgabe als Leiterin der Kompetenzstelle und Koordinatorin des GMI besteht in erster Linie darin, die ganze Expertise im Hintergrund zu bündeln und an den Mann und die Frau zu bringen. Ganz oft bedeutet das, sie in irgendeiner Form aufzuschreiben. So müssen wir nämlich nicht alles immer und immer wieder aufs Neue erzählen, sondern können bis zu einem gewissen Grad einfach auf etwas verweisen, wo es – im besten Fall gut verständlich oder sogar unterhaltsam – nachzulesen ist.

Die nächst verbindlichere Stufe nach einem Newsletterartikel, der übrigens oft auch der Sammlung von Meinungen und Erfahrungen dient, sind Positionspapiere oder Stellungnahmen zu verschiedenen Themen. Die sind ziemlich wichtig, denn es macht einen Unterschied, ob eine gemeinsame Position als Ergebnis einer eingehenden Diskussion einfach so herumfliegt und sich womöglich mit der Zeit auch wieder zerstreut, oder ob sie irgendwo so festgehalten ist, dass man sie sich und anderen immer wieder in Erinnerung rufen kann. Bei Stellungnahmen kommt dann noch hinzu, dass sie nicht nur da sind, wenn man sie brauchen sollte, sondern von Haus aus mit einer bestimmten Absicht direkt an jemanden gerichtet werden.

Noch einflussreicher wird es dann, wenn die Positionen Eingang in diverse Werke finden, an denen man bei der Gestaltung der gesellschaftlichen, programmierten und gebauten Umgebung nicht oder nicht leicht vorbei kommt – also Gesetze, Vorschriften, Richtlinien oder Normen. Und auch da sind wir äußerst aktiv und erfolgreich mit dabei.

Zurück zum Punkt

Das Referat für barrierefreies Bauen heißt jetzt „Kompetenzstelle für Barrierefreiheit“. Sie denken, solche Worte machen noch keine Taten? Das stimmt im Prinzip. Hier ist es aber umgekehrt: diesen Worten sind die passenden Taten schon vorausgegangen. Jetzt dürfen sie neu eingekleidet weitergehen.

Kompetenzstelle für Barrierefreiheit

Haben Sie Fragen oder Projekte, bei denen Sie die Unterstützung der Kompetenzstelle für Barrierefreiheit des BSVÖ benötigen? Hier sind Sie richtig: https://www.blindenverband.at/de/barrierefreiheit/Kompetenzstelle

Mehr Lesestoff

Sie möchten noch mehr schmökern? Unter diesem Link gelangen Sie zur Gesamtausgabe des Verbandmagazins "Der Durchblick" des 1. Halbjahres 2022: https://www.blindenverband.at/de/information/durchblick/archiv/1519/Der-Durchblick-2022

Es steht Ihnen der Download als PDF, als Rohtext und auch als Audiofile (MP3) zur Verfügung!

Wenn Sie das Verbandsmagazin abonnieren möchten, so schreiben Sie bitte an: pr@blindenverband.at und lassen Sie uns wissen, in welcher Form (Schwarzdruck, Braille, DAISY) Sie es gerne nach Hause geschickt bekommen würden!

Viel Spaß beim Lesen!


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