Die Hörbücherei des BSVÖ lässt tief blicken: (K)ein Krimi - Und was bedeuten uns Bücher?
"Der Durchblick"-Auskoppelung im Fokus
Die Hörbücherei des BSVÖ ist die größte Hörbücherei Österreichs. Umschlagplatz fantastischer Abenteuer, knallharter Krimis oder auch spannender Fachliteratur. Aber wie sieht er aus, der Weg vom Buch zum Lesegenuss? Mag. Gertrud Guano plaudert aus dem Nähkästchen und erzählt, welche Schritte zum fertigen Hörbuch notwendig sind! Außerdem erzählen uns die Mitarbeiter:innen der Hörbücherei, was Ihnen an Ihrer Arbeit mit Literatur und dem Lesen besonders gut gefällt!
Auf der Spur von Agatha Christies Weihnachtspudding
Von Gertrud Guano
Hercule Poirot ermittelt: Auf dem Radar der Hörbücherei erschien der Gesuchte zum ersten Mal, als der Hörbücherei-Leiter Herr Mag. Alexander Guano ihn auswählte und seine Daten in den Raster der Produktionsliste eintrug. Dies geschah nach Überprüfung, dass nicht bereits eine der anderen deutschsprachigen Medibus-Hörbüchereien dieselbe Aufnahme angemeldet hatte, um eine Doppelproduktion zu vermeiden. Der Leiter übernahm auch die Meldung an Literar Mechana, die Rechteverwaltung, den Abgleich mit der kommerziellen Produktion. Was geschah dann?
Hernach wurde wohl, so erkennt der gewiefte Privatdetektiv, eine Email an die Buchhandlung „Erlkönig“ getippt und eine Bestellung aufgegeben. Sobald der Buchhändler, Herr Eder, die erwartete Lieferung vorbeigebracht hatte, landeten „er“ als „analoges“ Schwarzdruck-Buch in zwei Exemplaren auf dem Schreibtisch von Frau Sandra Eigner. Verliert sich hier die Spur? – Keineswegs! Hercule Poirot zwirbelt sich den Schnurrbart.
Da die Erzählerin eine weibliche ist, wählte sie Frau Birgit Machalissa als Sprecherin aus, die aufgrund ihrer Schauspielerfahrung für diesen belletristischen Text perfekt geeignet war und ließ das gesuchte Objekt, das gedruckte Buch, in Frau Machalissas Fach wandern, wo diese es dann für die Aufsprache im Studio wohl herausnahm. In mehreren jeweils 2-h-Sitzungen lag es dann unter ihrem Mikrophon und wurde von ihr eingelesen. Die Indizien weisen uns weiter den Weg.
Da es sich um eine Aufnahme mit Regie handelte, wurde meist von Frau Tina Freiberger vom Regiepult aus die Aufsprache dirigiert und begleitet. Sie las im Text mit und kommunizierte über Mikrophon mit der Sprecherin im Studio, manchmal auch mittels Gestik durchs Sichtfenster, das Regieplatz und Studio trennt.
Danach führt die Spur zu einer der drei Aufnahmeleiterinnen. Sie übernahm den Schnitt der Audio-Files und die Einbettung in die Daisy-Struktur auf dem Bildschirm an ihrem persönlichen Arbeitsplatz: Gertrud Guano. Mittels verschiedener Softwareprogramme (Export, Trackanpassung der mp3-Dateien, Lautstärkeregelung, Tagging, Regenerierung, Metadatenkontrolle) erledigte sie die Angelegenheit.
Falls es eine Selbstaufnahme gewesen wäre, hätte sich in der weiteren Folge Frau Antonia Tomann eingeschaltet, sie hätte das Testhörbuch gebrannt und als Audio-CD an einen der Testhörer versandt. Da es hier jedoch um eine Regieaufnahme ging, wollen wir dieser falschen Fährte nicht folgen. Gäbe es ein Problem mit dem Brennroboter würde der Techniker Stephan Scharf es beheben.
Das fertige Buch wurde auf dem internen Server abgespeichert, dann zum Brennen und Weitergabe freigegeben. Danach erstellte der Leiter Hr. Mag. Guano den Fertigstellungsnachweis, er machte die Datenweitergabe an Medibus und ABC, erstellte ein Exemplar für den Austauschserver der Medibus-Hörbüchereien. Verliert sich hier die Spur? – Mitnichten!
Hernach wurde eine Hör-CD gebrannt und im Verleih von Frau Marion Puhl (od. Etienne Leroy) zum Versand mittels Box fertiggemacht, die die Post kostenlos für uns zu unserer Hörerin Frau Kramer transportierte, die ihn endlich in Händen hält, den freudig ersehnten: den Weihnachtspudding!!! Sie kann es nicht mehr erwarten, legt die Daisy-CD ein, setzt sich auf ihr gemütliches Sofa, lässt sich den Pudding schmecken und löst mit Agatha Christie, Marple und Poirot nach bewährter Manier ein Mordrätsel…
Stimmen aus der Hörbücherei – unsere Mitarbeiter:innen denken über das Lesen nach!
Alex: „Lesen ist für mich Entspannung.“
Sandra: „Beim Lesen steht für mich hauptsächlich Eines im Vordergrund: Der Wissenserwerb. Für die „schöne“ Literatur finde ich kaum Zeit. Wie gut, dass mir bei der Regiearbeit im Aufnahmestudio dann doch das eine oder andere Gustostück zu Ohren kommt!
Tina: „Beim Lesen entspanne ich mich vom echten Leben, tauche ein in andere Welten und kann mir so meinen Horizont erweitern.“
Gertrud: „Lesen ist für mich wie Mitten-Hineinspringen in einen Film/Hörspiel oder wie Zeitreisen! – Aufregend!“
Birgit Machalissa: „Schon als Kind haben mich Bücher fasziniert. Man taucht in eine andere Welt ein, lernt dazu und wird auch unterhalten.“
Antonia: „Jedes Buch bringt uns etwas Neues. Historische Bücher verlebendigen Geschichte, im Krimi und Liebesroman treffen wir auf verschiedene Charaktere. Was gibt es Schöneres, als nach einem Arbeitstag ein gutes Buch zu lesen?“
Marion: „Marie von Ebner-Eschenbach schrieb ‚Lesen ist ein großes Wunder‘. Das ist es auch für mich. Bücher sind meine ständigen Begleiter, gehören zum Leben dazu. Ein Buch ist so vieles: es lehrt und unterhält, lässt uns in verschiedene Welten eintauchen und ferne Orte besuchen.“
Stephan: Lesen kann der Schlüssel zu neuen Erfahrungsräumen sein.“
Etienne: Durch das Lesen habe ich einiges gelernt, viel geträumt und neue Welten entdeckt, die es manchmal doch nicht gegeben hat. Das Lesen hilft, Türen zu öffnen, und sich darauf zu freuen, was dahinter steckt.“
Mehr Lesestoff
Sie möchten noch mehr schmökern? Unter diesem Link gelangen Sie zur Gesamtausgabe des Verbandmagazins "Der Durchblick" des 2. Halbjahres 2021: https://www.blindenverband.at/de/information/durchblick/archiv/1326/Der-Durchblick-2021
Es steht Ihnen der Download als PDF, als Rohtext und auch als Audiofile (MP3) zur Verfügung!
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Viel Spaß beim Lesen!