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Tag des weißen Stocks - Barrierefreie Haushaltsgeräte

Bedienbarkeit ein Wunschtraum?

  • Barrierefreie Haushaltsgeräte © bsvö

Gibt es sie wirklich, die Utopie des Haushalts, der sich von selbst macht? Ein Knopfdruck und der Rasen ist gemäht, die Wäsche gewaschen und getrocknet und der perfekte Kaffee zubereitet – der Traum, der in der Werbung vorgelebt wird, könnte so leicht Wirklichkeit werden. „Könnte“, wäre da nicht die Krux der Bedienbarkeit. Denn während moderne Haushaltsgeräte im Zeitalter des schlanken Designs immer glatter werden, geht für blinde und sehbehinderte Menschen eine Grundlage der Bedienbarkeit verloren: die Haptik! Schaltflächen und Schieberegler auf Touchscreens können nicht ertastet werden. Wenn es keine Sprachausgabe gibt, können blinde Menschen, Menschen mit Sehschwächen und ältere Menschen, deren Tastfähigkeit abgenommen hat, Programme nicht starten oder Einstellungen vornehmen.

Spricht Ihre Waschmaschine schon mit Ihnen?

Im Wettlauf der Digitalisierung und der Automatisierung des Alltags ist auch die Ausstattung von Haushaltsgeräten nicht zurückgeblieben. Geschirrspüler kommen mit einer Vielzahl an Programmen zur Spüldauer, Wärme und Umweltfreundlichkeit, Kaffeemaschinen buhlen mit ihrem Spektrum an Heißgetränken um die Gunst von Kaffeefans und Kühlschränke wissen inzwischen, wann uns die Milch ausgeht. Um das große Angebot überhaupt in Anspruch nehmen zu können, ist aber in den meisten Fällen das Bedienen der ebenso umfangreichen Bedienfelder notwendig. Diese gestaltet sich aber nur in den seltensten Fällen barrierefrei, denn Sprachausgabe und taktile Elemente sind Mangelware. Was nützten also die tollsten Programme, wenn sie sich am Gerät nicht von allen Nutzenden einstellen lassen?

Selbstbestimmtheit im Schleudergang

Können Haushaltsgeräte nicht intuitiv und barrierefrei bedient werden, verlieren sie ihren Zweck. Der Umgang mit den Geräten darf nicht zum täglich frustrierenden Ratespiel werden, weil in der Entwicklung hin zum smarten, digitalen Gerät die Barrierefreiheit keine Berücksichtigung findet. Dabei ist Barrierefreiheit für alle Nutzer_innen von Vorteil: Menschen mit und ohne Behinderung oder Beeinträchtigung und auch Senior_innen profitieren von einer intuitiven, barrierefreien Benutzbarkeit. Nur ein gut durchdachtes „Design for All“ kann zielführend sein! Damit dieses nicht teurer ausfällt und Mehrkosten verursacht, muss es von Anfang an in den Design- und Entwicklungsprozess des Produktes mit einfließen. Da Nachrüsten eine empfindliche finanzielle Belastung für die Konsument_innen bedeutet, ist die von Anfang an mitgedachte und angewendete Barrierefreiheit grundlegend. Barrierefreie Geräte dürfen nicht zu unerschwinglichen Gütern werden!

Wohin geht die Reise?     

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich sieht in den Entwicklungen des Marktes der letzten Jahrzehnte als höchst bedenklich. Produziert werden Geräte, die in ihrer Ausführung nicht oder nur kaum barrierefrei bedienbar sind, während ältere, gut bedienbare Modelllinien auslaufen und nicht mehr bestellt werden können. Spezialanfertigen sind, sofern überhaupt vorhanden, mit oft enormen Kostenaufwand verbunden.

Damit barrierefreie Bedienbarkeit von Haushaltsgeräten ein selbstverständliches Element wird, wurde die internationale Arbeitsgruppe Haushalt DACH gegründet. Sie besteht aus Vertreter_innen von Blinden- und Sehbehindertenorganisationen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Ihr Ziel ist es, zu sensibilisieren, zu vernetzen und die Verfügbarkeit von barrierefrei bedienbaren Haushaltsgeräten zu stärken.

Der diesjährige Tag des weißen Stocks soll auch zum Anlass genommen werden, die Problematik einmal mehr aufzugreifen. Ein inklusives Design, das allen Nutzer_innen die Bedienung eigenständig ermöglicht, ist eine Grundlage der Selbstbestimmung und der freien, persönlichen Haushaltsgestaltung.

 

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