BSVÖ im Fokus: barrierefreie Mobilität I - Vorankommen und anstehen
barrierefreie Mobilität © BSVÖ
Logo BSVÖ. BSVÖ im Fokus: barrierefreie Mobilität. "Vorankommen und anstehen." Grafik einer Person in gelbem Outfit mit Rucksack, die mit Langstock unterwegs ist.
Im Fokusthema des Monats beschäftigen wir uns mit barrierefreier Mobilität. Mobil sein, das heißt auch: selbstbestimmt sein. Frei entscheiden zu können, wann und wohin es gehen soll. Das Tempo und die Richtung selbst angeben.
Was aber so selbstverständlich klingt, ist für blinde und sehbehinderte Menschen im Alltag nicht immer möglich. Denn um sich sicher und unabhängig fortbewegen zu können, müssen spezielle Techniken erlernt werden und kommen verschiedene Hilfsmittel zum Einsatz. Finden sich dann trotz aller Vorbereitung und Übung unerwartete Barrieren im Weg, heißt es schnell: Stopp! Hier geht’s nicht (ungefährlich) weiter.
Wege finden
Wer von A nach B gelangen will, tut gut daran, sich schon vorab über den Weg zu informieren. Das gilt für blinde und sehbehinderte Menschen in erhöhtem Maß. An einen fremden Ort zu kommen und sich dort erst orientieren zu müssen, ist oft mit Stress und erhöhtem Unfallrisiko verbunden. Vor allem, wenn Orientierungshilfen fehlen oder die Wege aufgrund ihrer Streckenführung Gefahren bergen. Unzureichend gesicherte Baustellen, fehlende Markierungen von Glasflächen, gefährliche Überschneidungen von Rad- und Fußwegen oder auch ungesicherte Bahnübergänge sind nur einige der vielen Beispiele, die selbstbestimmte Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen erschweren. Strecken, die öfters zurückgelegt werden müssen, können im gemeinsamen Training vorab erlernt werden. Bei gänzlich unbekannten Wegen, sind Hilfsmittel wie Navigationssysteme, taktile Bodeninformation oder persönliche Assistenz oft unerlässlich.
Recht auf persönliche Mobilität
Sich selbstbestimmt und sicher durch das eigene Leben zu navigieren, ist im Artikel 20 der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben. Hier ist festgehalten, dass Vertragsstaaten wirksame Maßnahmen treffen müssen, um für Menschen mit Behinderungen persönliche Mobilität mit größtmöglicher Selbstbestimmung sicherzustellen. Dies soll geschehen, indem die Vertragsstaaten die persönliche Mobilität von betroffenen Menschen in von ihnen selbstgewählter Art und Weise und zu leistbaren Kosten zu Verfügung stellen sollen.
Zu Fuß und in den Öffis weiterkommen
Natürlich gilt das Recht auf selbstbestimmte und sichere Mobilität auch im Bezug auf (öffentlichen) Transport. In Ziel 11 der nachhaltigen Entwicklungsziele „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ finden wir unter Punkt zwei die Forderung nach der Umsetzung von erschwinglichen und nachhaltigen Verkehrssystemen. Durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse von Menschen in prekären Situationen, Frauen, Kindern, Menschen mit Behinderungen sowie Senior:innen, sollen zugängliche und nachhaltige Verkehrssystemen für alle geschaffen und die Verkehrssicherheit verbessert werden.
Stadt- Landgefälle
Was in städtischen Gegenden in Österreich durch eine gute Vernetzung meist reibungslos funktioniert, ist vor allem in ländlichen Gebieten nach wie vor ein Problem für blinde und sehbehinderte Menschen. Mobil zu sein, ist auch in ruralen Gebieten Voraussetzung für Selbstbestimmung und persönliche Freiheit. Dennoch ist die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Services, Diensten und Gütern durch öffentliche Verkehrsmittel im ländlichen Raum nicht immer gegeben oder durch lange Wartezeiten und Fußwege geprägt. Geringere Bevölkerungsdichte und geringere Nachfrage haben eine negative Auswirkung auf die Verkehrsinfrastruktur in ländlichen, peripheren Regionen. Für blinde und sehbehinderte Menschen führt dies zu starken Einschnitten in der selbstbestimmten Mobilität. Erblinden Menschen im Alter und können nicht mehr auf den PKW zurückgreifen, kann die verhinderte Mobilität zu einer starken Verminderung der Lebensqualität führen.
Smarter, sichere, effektiver?
Die Entwicklung sogenannter „Smart Cities“ soll zu Lebensräumen führen, in denen durch die Verbindung von urbanen Räumen und moderner Technologie ein effizienter und klimaschonender Lebensraum geschaffen werden soll. In Smarten Cities spielt Barrierefreiheit eine große Rolle – diese kann aber nur dann nachhaltig und wirklich inklusiv umgesetzt werden, wenn Expert:innen und Menschen mit Behinderungen in die Planungsvorgänge mit eingebunden werden und sie selbst zu Entscheidungsträger:innen werden. Der BSVÖ und seine sieben Landesorganisationen setzt sich in ganz Österreich dafür ein, dass blinde und sehbehinderte Menschen repräsentiert werden und Bedürfnisse nicht übergangen werden.
Weiterführend
Mobilität im ländlichen Raum: 08_Tamme_Mobilität_laendlicherRaum (bml.gv.at)
Wien und die Smarte Mobilität: Smarte Mobilität - Die Fortschrittskoalition für Wien
Freies Radio: Smart Cities und Barrierefreiheit: Smart Cities und Barrierefreiheit | freie radios online (freie-radios.online)