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BSVÖ: Barrierefreie Bildung IV – Kleines 1x1 der Chancengleichheit

  • Barrierefreie Bildung © BSVÖ

Die Schulzeit soll jungen Menschen die Werkzeuge in die Hand geben, ihr Leben möglichst chancengleich zu meistern. Für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen hält das derzeitige Bildungssystem aber viele Barrieren und Schwachstellen bereit, die Inklusion verhindern und mit Diskriminierungen aufwarten.

Im vierten und letzten Teil unserer September-Fokusreihe haben wir haben deshalb ein kleines 1x1 der Chancengleichheit zusammengestellt!

 

1x1 = Fünfer, setzen.

Die Situation für Kinder und Jugendliche mit Behinderung im derzeitigen österreichischen Bildungssystem muss mit einem klaren „Nicht genügend“ bewertet werden.

Im Sonderbericht „Inklusive Bildung“ des Monitoringausschusses im Rahmen der Staatenprüfung wird gezeigt, dass Österreich den Handlungsempfehlungen der letzten Staatenprüfung nicht ausreichend nachgekommen ist und dass eine kontinuierliche Verletzung der Menschenrechte im Bereich Bildung vorliegt.

 

2x1 = Bildungsministerium, bitte an die Tafel!

Das Bildungsministerium trug in den letzten 10 Jahren nicht dazu bei, die Situation zu bessern. Die Deckelung der Ressourcen führte dazu, dass knapp die Hälfte aller notwendiger Kosten für nachhaltige, inklusive Bildung von den Ländern übernommen wird. Zu wenig, Geld, zu wenige Ressourcen – das führt notgedrungen zu Qualitätsverlust der inklusiven Bildung. Der Monitoringausschuss kritisiert, dass Ressourcen in die Stabilisierung und den Ausbau des Sonderschulsystems gesteckt werden.

 

3x1 = In der letzten Reihe eingeschlafen

Modellregionen, die inklusive Bildung aktiv verfolgt haben, wurden nach ihrer Einstellung nicht mehr neu belebt. Die Umsetzung inklusiver Bildung liegt entweder auf Eis, wird ungenügend vorangetrieben oder muss sogar eingeklagt werden.

 

4x1  = Noch bevor es losgeht

Bedarfsorientierte Bildung ist das Schlüsselwort für funktionierende Inklusion im Schulsystem. Daher muss sichergestellt sein, dass sie bereits im Kindergarten aktiv angeboten und eingesetzt wird.

 

5x1 = Bildungsstopp
Bildung darf nicht mit der Pflichtschulzeit ein abruptes Ende finden. Das Recht auf lebenslanges Lernen, auf die Entfaltung eigener Talente und Potentiale muss allen Menschen gegeben sein. Ein 11. und 12. Pflichtschuljahr mit der Möglichkeit auf Ablehnung beantragen zu müssen, diskriminiert Jugendliche mit Behinderungen und nimmt ihnen kostbare Bildungschancen.

 

6x1 = Von der Wiege bis zum Lebensabend

Ein inklusives Bildungssystem ist dann erfolgreich, wenn es alle Altersgruppen umfasst. Nur den Pflichtschulbereich abzudecken, greift zu kurz. Auch in der Frühförderung, dem Kindergarten, der Vorschule und späteren Aus- und Weiterbildungen muss sichergestellt sein, dass Menschen mit Behinderungen nicht vom Recht auf Bildung ausgeschlossen werden.

 

7x1 = Ausgesperrt

Barrierefreier Zugang zum Bildungsangebot ist das Um und Auf. Es muss sichergestellt sein, dass das Lernmaterial ebenso wie digitale und bauliche Zugänge zu Bildungseinrichtungen, zu Services, Verwaltung und Organisationstools barrierefrei gestaltet ist. Design for All in allen Bereichen ist ein Muss!

 

8x1 = Lehrer:innen voraus!

Es braucht kompetentes, inklusionspädagogisch ausgebildetes Fachpersonal, um guten Unterricht halten zu können. Überforderte und unterbezahlte Lehrkräfte, die ebenso der Ressourcenknappheit des Systems ausgesetzt sind, können nicht die erforderte Leistung für qualitativ hochwertigen inklusiven Unterricht aufbringen.

 

9x1 = Persönliche Assistenz ist kein Luxus

Inklusive Bildung gelingt nur dann, wenn auch die notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Ausfinanzierte Persönliche Assistenz für den Schulbesuch muss Kindern und Jugendlichen mit allen Behinderungen zur Verfügung stehen und darf keine Unterschiede zwischen Körper- und Sinnesbehinderungen machen. Wo Bedarf ist, soll dieser auch gedeckt werden.

 

10x1 = Inklusive Bildung generalsanieren

Es müssen die Rahmenbedingungen für ein umfassendes inklusives Bildungssystem geschaffen werden. Dafür muss auf die Expertise von Menschen mit Behinderungen gesetzt und eine enge Zusammenarbeit angestrebt werden – die Forderungen und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen müssen in der Umsetzung oberste Priorität haben!

Inklusive Bildung bedeutet immer auch eine soziale und gesellschaftliche Inklusion am gesamten Bildungssektor und darüber hinaus. Räumliche Segregation und die Attestierung von Arbeitsunfähigkeit verhindert Inklusion auch auf lange Sicht.

 

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich setzt sich seit Jahren für Inklusion in allen Bereichen der Gesellschaft ein – für ein gleichberechtigtes und chancengleiches Miteinander.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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