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BSVÖ Digitaler Dienstag: Mysteriöse Muster: Was QR-Codes können

  • Digitaler Dienstag © BSVÖ

Auf der Suche nach Wissenswertem aus der digitalen Welt kommt man an QR-Codes kaum vorbei. Zum Start ins neue Jahr haben wir Ihnen einige Informationen darüber zusammengestellt, was QR-Codes sind, wofür Sie sie brauchen könnten und wie Sie sie erfolgreich entschlüsseln.

Hätte ich diesen Artikel vor ein paar Jahren geschrieben, hätte ich ihn vermutlich damit eingeleitet, dass QR-Codes überall sind, „wo man hinschaut“. Das trifft zwar immer noch zu, würde aber heutzutage ihre Bedeutung nicht mehr in ihrem vollen Umfang beschreiben. Die charakteristisch gemusterten Quadrate sind längst nicht mehr nur im öffentlichen Raum z.B. auf Plakaten und Flyern allgegenwärtig und werden für weit mehr als nur Werbung oder oberflächliche Informationszwecke eingesetzt. Bis vor kurzem konnte zumindest ich persönlich mich guten Gewissens darauf zurückziehen, QR-Codes weitgehend zu ignorieren, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass die Inhalte für mich großartig von Belang wären. Schon der Einsatz zur Vermittlung von Informationen z.B. im Museum hat sie um einiges interessanter gemacht. Spätestens seit sie beispielsweise im Zusammenhang mit Online-Banking oder dem berühmten „Grünen Pass“ angewendet werden, bin ich überzeugt, dass es sich lohnt, sich ein wenig damit auseinanderzusetzen – und das betrifft nicht zuletzt natürlich die Frage, wie es um die Nutzbarkeit und womöglich sogar den Mehrwert für blinde Menschen und Menschen mit Sehbehinderungen steht. Aber eines nach dem anderen …

Erster (visueller) Eindruck

QR-Codes haben ein sehr prägnantes Aussehen: Sie sind quadratisch und das Muster, in dem die Textinformationen codiert sind, setzt sich aus vielen kleinen Quadraten zusammen. Mich erinnert das daran, wie ich in meiner Schulzeit die karierten Collegeblöcke durch Ausmalen der einzelnen Kästchen verunstaltet oder auch die ersten pixeligen Computerspiele ausprobiert habe – aber das ist eine andere Geschichte. In drei der vier Ecken eines QR-Codes befinden sich spezielle Markierungen. An diesen ebenfalls quadratischen, aber immer gleichen Markierungen ist erkennbar, was alles zum QR-Code gehört – nämlich alles, was innerhalb des durch sie begrenzten Quadrats liegt. Je kleinteiliger und dichter ein QR-Code ist, desto mehr Informationen enthält er. Das bedeutet umgekehrt, dass ein QR-Code umso größer ist, je mehr Informationen darin verpackt sind. Dass ein QR-Code insgesamt viel Fläche einnimmt, muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass er viele Informationen enthält, denn er kann je nach Bedarf mehr oder weniger beliebig groß dargestellt werden. Damit er funktioniert, muss er nur vollständig erfasst werden können (wobei es sogar eine gewisse Fehlertoleranz gibt, wenn Teile des Musters beschädigt sind). Klassischerweise sind QR-Codes schwarz-weiß. Sie können aber auch farbig gestaltet werden, solange der Kontrast erlaubt, dass das Muster erkannt wird.

Knackpunkt Auffindbarkeit

Aus all dem geht ohne ein Hilfsmittel zum Auslesen nicht hervor, welche Inhalte sich hinter einem QR-Code verbergen. Das ist ein Vorteil, wenn man beispielweise persönliche Daten bewusst nicht auf den ersten Blick für alle lesbar machen möchte. Es kann auch ein Nachteil sein, wenn z.B. der Link zum Download einer schädlichen Software versteckt wird. Jedenfalls ist es eine Tatsache, die ganz unabhängig vom Sehvermögen der Nutzer_innen ist. Soweit so gleichberechtigt.

Damit man einen QR-Code nutzen kann, muss man aber zuerst einmal wissen, dass er da ist und wo genau er sich befindet. So unausweichlich und auffallend QR-Codes für sehende Menschen auch sind – wer sie nicht sieht, bemerkt sie schlichtweg nicht und kann sie ohne zusätzliche Maßnahmen auch nicht finden, wenn er weiß, dass sie da sind.

Werden solche Maßnahmen getroffen, sieht die Sache schon besser aus: Grundsätzlich ist es einmal wichtig, die Information zu vermitteln, dass in einem bestimmten Zusammenhang QR-Codes verfügbar sind, wo sie zu finden sind und wie man sie identifizieren kann. Auf welchem Weg das am besten geschieht – z.B. auf der Webseite eines Museums mit Audioguide über QR-Codes, in einer E-Mail mit Informationen zum Online-Banking der Bank oder einfach mündlich beim Übergeben einer mit QR-Code versehenen Visitenkarte – hängt vom Anwendungsbereich ab.

Generell hilft alleine eine einheitliche Platzierung enorm. Würde es sich z.B. etablieren, dass ein etwaiger QR-Code auf Papier immer in einer der Ecken abgedruckt wird, könnten blinde Menschen sie unter Umständen sogar ohne Zusatzinformation finden, indem sie standardmäßig diesen Bereich „auf gut Glück“ mit dem Smartphone scannen. Kann die Position des QR-Codes durch einen erhabenen Rahmen ertastet werden, ist das Auffinden deutlich leichter. Wird ein QR-Code in einem digitalen Dokument, in einer Smartphone-App oder auf einer Webseite abgebildet, ist es sehr wichtig, dass er für Screenreader als Grafik erkennbar und richtig beschriftet ist.

Wozu das Ganze?

Nun wissen Sie also, dass es QR-Codes gibt und was Ihnen helfen könnte sie zu finden. Warum es sich lohnen könnte, sich danach auf die Suche zu machen, haben wir Ihnen aber noch nicht verraten. Im Detail wird sich das auch erst im Laufe der Zeit erschließen, denn wir werden im Rahmen des Digitalen Dienstags immer wieder Anwendungen vorstellen, bei denen QR-Codes eine Rolle spielen. Da Sie dann ja schon QR-Code Profis sind, können Sie sich besser auf das konzentrieren, wofür die Codes jeweils eingesetzt werden.

Eine grobe Vorstellung davon, welche Anwendungsbereiche es gibt, sollen Sie aber schon aus diesem Artikel mitnehmen. Wenn Sie wissen, welche Arten von Informationen üblicherweise in QR-Codes verpackt werden, können Sie sich viel davon wahrscheinlich mit ein bisschen Fantasie selbst zusammenreimen. Soll ein QR-Code nicht zu komplex und damit irgendwann auch groß werden, darf der verschlüsselte Text nicht allzu lang sein. Deshalb wird oft nur eine URL verschlüsselt, die dann zum eigentlichen Inhalt führt. Dieser Inhalt kann alles Mögliche sein, das unter der URL online abgerufen werden kann - also entweder eine Webseite an sich oder auch verschiedenste Arten von Dateien (Texte, Fotos, Videos etc.). Das erlaubt bereits ein großes Anwendungsspektrum: vom Angebot weiterführender Informationen zu Plakaten und Flyern über das Einbauen von Videobotschaften in gedruckte Ansichtskarten bis hin zur Speisekarte als QR-Code, die wir Ihnen im August 2021 vorgestellt haben. Natürlich müssen die verlinkten digitalen Medien barrierefrei gestaltet sein, damit sie allen Nutzer_innen zugänglich sind.

Man muss aber bedenken, dass alles, was nicht direkt im QR-Code als Text verschlüsselt ist, eine Internet-Verbindung braucht, damit man es abrufen kann. Wenn man das vermeiden möchte oder es aus einem anderen Grund erwünscht ist, die gesamte Information direkt im QR-Code zu verpacken, so ist das auch möglich. Ein Beispiel dafür wäre eine Visitenkarte, auf die die Kontaktinformationen sowohl in Textform als auch als QR-Code aufgedruckt werden. An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht, was das bringen soll. Nun, zunächst einmal ist es eine Möglichkeit, analoge Daten unkompliziert in digitale umzuwandeln und weiterzuverwenden – beispielsweise indem man sie direkt ins Adressbuch des Smartphones überträgt. Indem sie digital verfügbar sind, sind die Informationen automatisch auch vielen Menschen zugänglich, die den Text auf der Karte nicht selbst lesen könnten, ihn sich aber am Smartphone oder PC vorlesen lassen oder in ein lesbares Format bringen können. Ähnliches ist natürlich auch mit einer guten Texterkennungssoftware möglich, die mittlerweile sogar schon zur Grundausstattung einiger Smartphones gehört. Dennoch ist der Einsatz von QR-Codes zu diesem Zweck ausgesprochen verlässlich und entspricht vom Ansatz her sehr dem Inklusionsgedanken, weil sie meist von Haus aus nicht als „Extrawürste zur Sättigung des Barrierefreiheitshungers“ konzipiert sind. Es versteht sich allerdings von selbst, dass digitale Lösungen niemals die einzige Maßnahme sein dürfen, um die Zugänglichkeit eines Angebots zu gewährleisten. So nützlich sie nämlich für alle sind, die mit der Nutzung von PC und Smartphone vertraut sind, so unbrauchbar sind sie für jene, auf die das nicht zutrifft.

Zusätzlicher Nutzen: von Komfort bis Sicherheit

Eine wesentliche Erweiterung des Anwendungsspektrums von QR-Codes ermöglichen verschiedene Apps, die einen QR-Code mit den passenden Inhalten nicht nur auslesen, sondern gezielt weiterverwerten. Ein Beispiel dafür ist die SEPA Überweisung mittels QR-Code, bei der die Überweisungsdaten mit einer Online-Banking App direkt ausgelesen und in ein Formular eingetragen werden und nur mehr überprüft und bestätigt werden müssen. Die Smartphone Apps rund um den „Grünen Pass“ zeigen ebenfalls, wie mit speziellen Sicherheitsmerkmalen ausgestattete QR-Codes genutzt werden können, um beim Auslesen mit einer dazugehörigen Software sogar als offizielles Zertifikat zu gelten. Wie QR-Codes selbst zur Erhöhung der Datensicherheit eingesetzt werden können, zeigt die 2-Faktor-Authentifizierung zur sicheren Anmeldung bei Online-Konten.

Schlüssel zur Info

Nach diesem kurzen Einblick in die Möglichkeiten der QR-Codes fragen Sie sich vielleicht, ob und wie Sie davon profitieren können. Wenn Sie ein Smartphone nutzen, steht dem prinzipiell nichts im Wege. Einen beliebigen QR-Code können Sie entweder direkt mit der Kamera App (iPhone) oder mit einer kostenlosen QR-Code-Scanner App auslesen. Zum Auslesen von QR-Codes, die zur Anwendung mit einer bestimmten App konzipiert sind, nutzen Sie jeweils die Scanfunktion der dazugehörigen App.

Die Herausforderung für Menschen, die den QR-Code nicht oder nur schlecht sehen, ist immer, die Kamera so darauf zu richten, dass er komplett erfasst wird. Bis zu einem gewissen Grad kommt einem die Auslesesoftware dabei entgegen, indem sie meist keine allzu exakte Positionierung erfordert und den Code auch erkennt, wenn man das Smartphone z.B. etwas schräg hält, und ihn automatisch erfasst, sobald er komplett im „Blickfeld“ ist. Wo sich der QR-Code befindet und wie groß er in etwa ist, muss man dennoch wissen, um die Kamera richtig ausrichten zu können.

Hier ein paar Tipps, wie Sie das gut bewerkstelligen können:

  • Befindet sich der QR-Code auf einem Blatt Papier – z.B. einem Erlagschein -, legen Sie es auf eine ebene, gut ausgeleuchtete Fläche. Das könnte zum Beispiel ein Tisch sein, und zwar eine Stelle, wo Sie Sonnenstrahlen oder die Wärme einer Lichtquelle spüren. Öffnen Sie dann die Kamera oder App auf Ihrem Smartphone und halten Sie das Gerät über das Papier. Die Linse der Kamera muss dabei auf das Papier gerichtet sein. Bewegen Sie nun das Smartphone langsam in alle Richtungen, bis Sie merken, dass der QR-Code gescannt wurde.
  • Befindet sich der QR-Code auf einem digitalen Dokument wie einer Webseite oder einem PDF, müssen Sie sicherstellen, dass er zur Gänze und in ausreichender Auflösung am Bildschirm angezeigt wird. Dazu maximieren Sie das Browser-Fenster oder den PDF-Reader. Im Adobe Reader können Sie auch unter „Ansicht“ bei „Zoom“ die Einstellung „auf Fensterbreite zoomen“ auswählen. Auf Webseiten und in getaggten PDFs finden Sie QR-Codes meistens gut mit dem Screenreader-Kurzbefehl „g“ („zur nächsten Grafik“).
  • Zum Auslesen des QR-Codes vom Bildschirm halten Sie das Smartphone parallel dazu und bewegen Sie es ebenfalls langsam in alle Richtungen. Wenn es nicht gleich funktioniert, versuchen Sie, das Smartphone ein wenig zu kippen. Sollten Sie normalerweise mit abgedunkeltem Bildschirm arbeiten, vergessen Sie nicht, zum Einscannen des QR-Codes die Anzeige einzuschalten.

Kontakt

Haben Sie noch Fragen oder interessiert Sie ein bestimmter Anwendungsbereich von QR-Codes so sehr, dass Sie sich einen eigenen Artikel dazu wünschen? Melden Sie sich gerne bei Doris Ossberger unter barrierefrei@blindenverband.at

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